Markt

A: sūq. – E: market. – F: marché. – R: rynok. – S: mercado. – C: shìchǎng 市场

Reinhard Pirker (I.), Wolfgang Fritz Haug (II.), Bernd Röttger (III.)

HKWM 8/II, 2015, Spalten 1762-1774

I. Bürgerliche Theorien. – Seit den 1980er Jahren dominieren im Konzert wirtschaftspolitischer Empfehlungen mehrheitlich Forderungen nach einer stärkeren M-Orientierung der Politik. M.e erscheinen hier als quasi natürliche Form des menschlichen Lebens, deren Entfaltung keinesfalls behindert werden dürfe. Im ökonomischen Denken wurden jedoch zunächst andere M-Begriffe entwickelt; eine theoretisch befriedigende Definition von M entstand daraus jedoch zu keiner Zeit.

II. Im marxschen Sinn ist ›M‹ eine der Kategorien oder Ausdrucksformen gesellschaftlicher »Daseinsformen« (42/40). Dass die bürgerliche Wirtschaftstheorie solche Kategorien »ohne weitere Kritik« aus dem kapitalistischen »Alltagsleben« aufgreift (23/559), macht sie in seinen Augen zur Ideologie. Nach der impliziten Regel der Kritik der politischen Ökonomie, ›wo Kategorie war, soll Begriff werden‹, gilt es zunächst, die Determinanten des ›M‹ herauszuarbeiten. Gegen das »Auseinanderreißen von Produktion und Distribution und ihrem wirklichen Verhältnis« durch die Ökonomen (42/22) will Marx dabei dem Gesichtspunkt zur Geltung verhelfen, dass »Produktion, Distribution, Austausch, Konsumtion […] Glieder einer Totalität bilden, Unterschiede innerhalb einer Einheit« (630).

III. Gramsci begreift den Staatseingriff als eine »Bedingung jeglicher kollektiver ökonomischer Aktivität«; der Staat sei auch in der entwickelten kapitalistischen Produktion ein »Element des bestimmten M […], wenn nicht geradezu […] der politisch-juristische Ausdruck der Tatsache […], durch die eine bestimmte Ware (die Arbeit) vorgängig abgewertet wird, wettbewerbsmäßig in die Position der Unterlegenheit versetzt wird« (Gef, H. 10.II, §20, 1271). […] Gegenüber Gramscis Auffassung einer wechselseitigen Konstitution von M und Staat vollzieht die sich als marxistisch verstehende Kritik an Neoliberalismus und Globalisierung einen Salto mortale rückwärts.

Arbeitsmarkt, Arbeitsteilung, einfache Warenproduktion, einfache Zirkulation, Entbettung, Etatismus, Fetischcharakter der Ware, Finanzmärkte, Freihandel, Gleichgewichtstheorie, Globalisierung, Globalisierungskritik, Gramscismus, Handel, Handelskapital, internationale politische Ökonomie, Inwertsetzung, kapitalistische Produktionsweise, Kategorie, klassische politische Ökonomie, Konjunktur (ökonomische), Konkurrenz, Krisentheorien, Kunstmarkt, Landnahme, Liberalismus, Lohnarbeit, Marktfrauen, Marktpreis, Marktsozialismus, Marktwert, Marktwirtschaft, Merkantilismus, methodologischer Individualismus, neoklassische politische Ökonomie, Neoliberalismus, Preis, sozialistische Marktwirtschaft, sozialistische Warenproduktion, Staatskapitalismus, staatsmonopolistischer Kapitalismus, Tausch, Tauschwert, ungleicher Tausch, ursprüngliche Akkumulation, Ware, Warenästhetik, Weltmarkt, Weltwirtschaft, Werbung, Wert, Wertform, Zirkulation

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m/markt.txt · Zuletzt geändert: 2024/02/09 18:14 von christian     Nach oben
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