kulturelles Kapital
A: ra'smāl aṯ-ṯaqāfī. – E: cultural capital. - F: capital culturel. – R: kul’turnyj kapital. - S: capital cultural. – C: wenhuaziben 文化资本
Tobias Kröll
HKWM 8/I, 2012, Spalten 357-362
KK ist ein Schlüsselbegriff in der Soziologie Pierre Bourdieus. Er steht in engem Zusammenhang mit den Begriffen Habitus und Feld. Bourdieus Ziel ist die Entwicklung einer »allgemeinen Wissenschaft von der Ökonomie der Praxis [… ], die den Warenaustausch lediglich als speziellen Fall unter mehreren möglichen Formen von sozialem Austausch behandelt« (1983/1997). Solch eine »wirklich allgemeine Wissenschaft von der ökonomischen Praxis muss in der Lage sein, auch alle Praxisformen miteinzubeziehen, die zwar objektiv ökonomischen Charakter tragen, als solche im gesellschaftlichen Leben nicht erkannt werden und auch nicht erkennbar sind« (…). Bourdieu beschreibt Wechselbeziehungen zwischen Individuum (Habitus) und gesellschaftlichem Umfeld (1983/1997b) in nicht- (bzw. prä-)kapitalistischen Gesellschaften wie auch im Kapitalismus bzw. in Gesellschaften, die Umbrüchen unterworfen sind. Was in der Beziehung zwischen dem Habitus einer Person und einem Feld ausgelöst wird, nennt er »Interesse«. Wenn ein kabylischer Bauer, dessen Habitus durch eine präkapitalistische »Logik der Ehre« bestimmt ist, damit in ein kapitalistisches Feld eintrete, werde er es nicht verstehen, sei nicht motiviert und habe kein Interesse (ebd.).
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