Kulturindustrie

A: ṣinā'a aṯ-ṯaqāfa. – E: culture industry. - F: industrie culturelle. – R: kul’turnaja industrija. - S: industria cultural. – C: wenhuachanye 文化产业

Douglas Kellner (ChW)

HKWM 8/I, 2012, Spalten 405-414

Kritische Theorie weist Kultur- und Ideologiekritik eine zentrale Stellung zu. Die Mitglieder des Instituts für Sozialforschung (IfS) untersuchten systematisch verschiedene Typen, Formen und Wirkungsweisen von Kultur und Ideologie in kapitalistischen Gesellschaften. Die wichtigsten Arbeiten zur K entstanden im amerikanischen Exil, zu einer Zeit, als Massenkommunikation und -kultur bereits zur Selbstverständlichkeit geworden waren, und vor dem Hintergrund der Erfahrung, dass sie leicht in den Dienst totalitärer Regime treten konnten. Die theoretischen Überlegungen reichen von der Dialektik der Kultur – als einer Kraft gesellschaftlicher Konformierung wie des Widerstands – bis zur Kritik der Massenkultur und ästhetischen Reflexionen über das emanzipatorische Potenzial ›Hoher Kunst‹.

Theodor W. Adorno und Max Horkheimer gaben der Bezeichnung »K« den Vorzug vor »Massenkultur« oder »popular culture«, da weder Kommunikation noch reine Unterhaltung oder kulturelle Erbauung das Ziel der K seien. Im Rückblick bemerkt Adorno: »Das Wort K dürfte zum ersten Mal in dem Buch ›Dialektik der Aufklärung‹ [1944] verwendet worden sein [… ]. In unseren Entwürfen war von Massenkultur die Rede. Wir ersetzten den Ausdruck durch ›K‹, um von vornherein die Deutung auszuschalten, die den Anwälten der Sache genehm ist: dass es sich um etwas wie spontan aus den Massen selbst aufsteigende Kultur handele, um die gegenwärtige Gestalt von Volkskunst. Von einer solchen unterscheidet K sich aufs äußerste.« (1963, GS 10.1)

Den Ausdruck kennzeichnet eine dialektische Ironie: Kultur repräsentiert, was der Industrie eigentlich opponieren sollte, den »Ausdruck von Leiden und Widerspruch« und damit »die Idee eines richtigen Lebens« (…). Was einmal ein Element der humanisierenden Aufklärung und Befreiung war, wird durch K absorbiert und zu einem Instrument der ideologischen Integration, sozialen Kontrolle und Profitmaximierung, der »Anti-Aufklärung« (…) umgeformt. Diese Analyse hängt mit dem als unausweichlich erfahrenen Aufstieg der »total verwalteten« Gesellschaft in ihren faschistischen, demokratisch-staatskapitalistischen und staatskommunistischen Formen zusammen. Dennoch hielt die Gruppe um das IfS Kultur für eine wichtige Quelle von Kritik und Widerstand.

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