Kulturelle Nachhaltigkeit

A: 'istidāma aṯ-ṯaqāfīya. - E: cultural sustainability. - F: durabilité culturelle. – R: kul’turnaja prodolžitel’nost. - S: sostenibilidad cultural. - C: wenhuachixuxing 文化持续性

Larissa Krainer, Peter Heintel

HKWM 8/I, 2012, Spalten 345-349

Die in den 1970er Jahren auf breiter Ebene einsetzende Diskussion um die »Grenzen des Wachstums« mündete in eine unabgeschlossene Nachhaltigkeitsdebatte. 1987 legte die UN-Kommission für Umwelt und Entwicklung eine der meistzitierten Definitionen von »nachhaltiger Entwicklung« vor – einer Entwicklung, »die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen« (Hauff 1987). Sie zielte damit auf eine integrative Politikstrategie, die drei Prinzipien berücksichtigen sollte: eine globale Perspektive, die Verknüpfung von Umwelt- und Entwicklungsaspekten sowie die Realisierung von intra- und intergenerationeller Gerechtigkeit. Gut zehn Jahre später etablierte eine Enquete-Kommission des Deutschen Bundestags eine Perspektive auf N, die der latenten Verengung des Begriffs aufs Ökologische entgegenwirken sollte: »Aufgrund der komplexen Zusammenhänge zwischen den drei Dimensionen […] von Ökonomie, Ökologie und Sozialem müssen sie integrativ behandelt werden« (Enquete-Kommission 1998) – eine Sichtweise, die als Drei-Säulen-Modell populär wurde.

In der Folge wurden zusätzliche Perspektiven aufgegriffen. Die Helmholtz-Gemeinschaft etwa entwickelte ein integratives Nachhaltigkeitskonzept, das die Teilsysteme Gesellschaft, Wirtschaft und Natur verbindet, und formulierte »Indikatoren zur Operationalisierung des Nachhaltigkeitsleitbildes« (Kopf-Müller u.a. 2001). Daneben setzte eine Debatte um starke und schwache Nachhaltigkeit ein, in der es darum geht, ob die in ökonomischen Theorien unterschiedenen Kapitale – Sach-, (kultiviertes) Natur-, Human-, Sozial- und Wissenskapital – unbegrenzt substituierbar sind oder nicht; die Annahme prinzipieller Substituierbarkeit wird etwa von Konrad Ott und Ralf Döring als »unsinnig« zurückgewiesen (2008). Auch das Drei-Säulen-Modell wurde verschiedentlich erweitert. So wird – neben Ökologie, Ökonomie und Sozialem – auch Kultur als konstitutive Dimension von N begriffen und entsprechend gefordert, »lokale kulturelle Besonderheiten« (Stoltenberg/Michelsen 1999) zu berücksichtigen und »kulturelle Traditionen und Innovationen« (…) zu fördern, die eine nachhaltige Entwicklung voranbringen. Das Nachhaltigkeitskonzept der Helmholtz-Gemeinschaft berücksichtigt eine »institutionell-politische Dimension« als vierte Grundkategorie (Kopfmüller u.a. 2001). Wieder andere treten im Sinne von Strategien der unternehmerischen Sozialverantwortung (Corporate Social Responsibility, CSR) für »kommunikative N« als viertes Element der »Quadruple-Bottom-Line der Verantwortung« ein (Karmasin/Weder 2008). In der Perspektive der KN hingegen wird grundsätzlich danach gefragt, »wie es gelingen kann, die derzeit nicht-nachhaltigen Muster in unserer Kultur aufzudecken, zu reflektieren, zu hinterfragen und letztlich zu ändern« (Krainer/Trattnigg 2007). Anzustreben ist demnach ein kollektiv gestalteter Kulturwandel mit dem Ziel einer »Kultur der Nachhaltigkeit« (…) als dominanter Gesellschaftskultur.

Bedürfnis, Destruktivkräfte, Entwicklung, Ethik, falsche Bedürfnisse, Fortschritt, Gattungsfragen, Gegenkultur, Gerechtigkeit, Grenzen des Wachstums, Grüner New Deal, homo oeconomicus, Industriegesellschaft, Klimapolitik, Konsumgesellschaft, Konsumismus, Kultur, Kulturarbeit, Kulturpolitik, Kulturrevolution, materielle Kultur, Mitbestimmung, nachhaltige Entwicklung, Naturverhältnisse (gesellschaftliche), Nord-Süd-Konflikt, Nullwachstum, ökologische Modernisierung, ökologische Wirtschaft, Ökologisierung der Produktion, Raubbau, Sozialisierung, Stoffwechsel, Subkultur, Umweltethik, Wirtschaftswachstum, Zivilgesellschaft

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