Kleinbürger
A: būrǧwasī ṣaġīr. – E: petty bourgeois. – F: petit-bourgeois. – R: melkij buržua/meščanin. – S: pequeño burgués. – C: xiaozichanjia 小资产家
Thomas Barfuss
HKWM 7/I, 2008, Spalten 960-974
»K« schillert zwischen sozialstruktureller Bestimmung und Schimpfwort, das Borniertheit, Rückzug aufs Private und Wankelmut denunziert. Daraus erklärt sich der besondere Gebrauch: »Der K will alles, nur nicht K sein.« (Enzensberger 1976) Galt Benjamin noch »der Intellektuelle« als »der geborene Feind des K.tums, weil er es ständig in sich selbst überwinden muss« (…), so hat mit den Standardisierungs- und Individualisierungsangeboten der Konsumgesellschaft und parallel zum ›Abschied vom Proletariat‹ eine Entgrenzung und Umwerbung des Kleinbürgerlichen eingesetzt. Die im Manifest von Marx vertretene These einer fortschreitenden Vereinfachung der Klassengegensätze (»Die ganze Gesellschaft spaltet sich mehr und mehr in […] zwei große, einander direkt gegenüberstehende Klassen: Bourgeoisie und Proletariat«; […]) sieht sich am Ende des 20. Jh. mit der gegenläufigen Tendenz einer diffusen und allgegenwärtig gewordenen K.lichkeit konfrontiert. Elemente einer differenzierenden Analyse, die es erlauben, K.lichkeit als bewegliche Subalternität zu verstehen, die nach verschiedenen Richtungen artikulierbar ist, haben u.a. Rosa Luxemburg und Antonio Gramsci entwickelt.
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