Destruktivkräfte
A: quwa takhrībīya. – E: destructive forces. – F: forces destructives. – R: destruktivnye sily. – S: fuerzas destructivas. – C: pohuai de liliang
Kurt Jacobs
HKWM 2, 1995, Spalten 613-624
Das Wort stammt aus der Deutschen Ideologie und begleitet hier das Auftauchen der Kategorie der »Produktivkräfte«: Diese »erhalten unter dem Privateigentum eine nur einseitige Entwicklung, werden für die Mehrzahl zu DK, und eine Menge solcher Kräfte können im Privateigentum gar nicht zur Anwendung kommen« (…). Es faßt die zerstörerischen Seiten der Produktionsentwicklung als Problem ihres antagonistischen Charakters.
Die Wortbildung geht auf einen zweifachen Gegensatz zurück: Gegen die »deutsche Kritik«, die »den Boden der Philosophie nicht verlassen« hat (…), bestehen Marx und Engels darauf »die ›Geschichte der Menschheit‹ stets im Zusammenhang mit der Geschichte der Industrie und des Austausches« zu studieren (…). In dieser Kritik der Philosophie greifen sie den ökonomischen Begriff der Produktivkräfte der Arbeit auf, der seit Adam Smith zu einer Zentralkategorie der bürgerlichen Ökonomie geworden ist. Gegen die Ökonomen aber wird in der Kritik des Privateigentums zugleich die gegensätzliche und für die Mehrzahl der Individuen fremdbestimmte Form der Entwicklung der produktiven Kräfte betont: »die Produktivkräfte [erscheinen] als ganz unabhängig und losgerissen von den Individuen, als eine eigne Welt neben den Individuen […], eine Totalität von Produktivkräften, die gleichsam eine sachliche Gestalt angenommen haben und für die Individuen selbst nicht mehr die Kräfte der Individuen, sondern des Privateigentums sind« (…). Für die Individuen hat die Arbeit »allen Schein der Selbstbetätigung verloren und erhält ihr Leben nur, indem sie es verkümmert« (…). Die Einseitigkeit der Entwicklung der Produktivkräfte geht auf die fremdbestimmte Form zurück. So halten Marx und Engels als »Resultat aus der entwickelten Geschichtsauffassung« fest: »In der Entwicklung der Produktivkräfte tritt eine Stufe ein, auf welcher Produktionskräfte und Verkehrsmittel hervorgerufen werden, welche unter den bestehenden Verhältnissen nur Unheil anrichten, welche keine Produktionskräfte mehr sind, sondern Destruktionskräfte (Maschinerie und Geld) – und was damit zusammenhängt, daß eine Klasse hervorgerufen wird, welche alle Lasten der Gesellschaft zu tragen hat, ohne ihre Vorteile zu genießen« (…).
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