internationale Zivilgesellschaft
A: al-muǧtamaʽ al-madanī al-ʽālamī. – E: international civil society. – F: société civile internationale. – R: meždunarodnoe graždanskoe obščestvo. – S: sociedad civil internacional. – C: guójì gōngmín shèhuì 国际公民社会
Ulrich Brand
HKWM 6/II, 2004, Spalten 1413-1423
Debatten um Zivilgesellschaft (Z) galten lange als »provinziell« (Kössler/Melber 1993), weil sie kaum internationale Aspekte einbezogen. Die Internationalisierung gesellschaftlicher Strukturen und Prozesse hat inzwischen dem Begriff der iZ bzw. der globalen Z Auftrieb gegeben, bes. im Umfeld der UNO, der EU und der Nichtregierungsorganisationen (NGOs), aber auch in den Sozialwissenschaften. Von iZ ist dabei zumeist in einem normativen Sinn die Rede, bis hin zu idealisierenden Zuschreibungen weltumspannender Rechtsstaatlichkeit, Demokratisierung oder globaler Bürgerschaft. Davon setzen sich historisch-materialistische Ansätze ab, die in der Tradition Gramscis den widersprüchlichen Prozess der Herausbildung einer iZ im Kontext der Transformation von Staatlichkeit herrschaftskritisch zu begreifen suchen. Dabei geht Skepsis, ob der gramscianische Begriff überhaupt auf die internationale Ebene übertragen werden kann, einher mit einer unbekümmerten Verwendung des Begriffs, der, wie schon »Z«, mitunter als »eine Art magischer Erklärungsformel« dient (Buttigieg 1994). Anders als Klassenfragen werden die Geschlechterverhältnisse kaum in die Analysen einbezogen – umgekehrt findet ein gramscianischer Begriff der iZ kaum Eingang in feministische Forschungen.
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