etwas

A: šay’. – E: something. – F: quelque chose. – R: nečto, čto-libo, nemnogo. – S: algo. – C: mouwu 某物

Narihiko Ito, Wolfgang Fritz Haug

HKWM 3, 1997, Spalten 933-944

Seit dem Mittelalter (»ich waisz das und noch mer etzwas, das das hoffolk nit enkan« – Grimm 1862) bedeutet »E« ein nach Qualität, Menge, Masse und Raum nicht klar Bestimmtes. In seiner vagen Gegenständlichkeit wird es weniger in Theorie oder Wissenschaft als in Umgangssprache, Literatur oder Sprichwörtern gebraucht: »Besser e als nichts«, »e bleibt immer hängen«, »e will der Mensch haben« (Wander 1964, Bd. 1). In Dostojewskis Roman Die Brüder Karamasow fragt Vater Karamasow seine beiden Söhne, Iwan und Aljoscha, ob Gott existiert. Iwan verneint, Aljoscha bejaht. Der Vater fragt weiter: »Iwan, gibt es aber eine Unsterblichkeit, ich meine irgendeine, wenn auch eine kleine, eine winzige?« »Es gibt auch keine Unsterblichkeit!« »Gar keine?« »Gar keine!«. Dann sagt der Vater: »Das heißt, ist da ganz und gar nichts oder irgend e? Ist doch vielleicht irgend e in dieser Art vorhanden? Das wäre doch immerhin nicht Nichts!« (3. Buch, Kap. 8) Wie antwortet die Philosophie auf diese Frage?

Kant z.B. antwortet in der KrV ganz klar: Der Beweis des Daseins Gottes ist sowohl ontologisch als auch kosmologisch und physiko-theologisch unmöglich. »Das Vornehmste ist hier, dass auf ein solches E auch nicht einmal eine einzige Kategorie angewandt werden könnte: z.B. der Begriff einer Substanz, d.i. von E, das als Subjekt, niemals aber als bloßes Prädikat existieren könne, wovon ich gar nicht weiß, ob es irgend ein Ding geben könne, das dieser Gedankenbestimmung korrespondierte, wenn nicht empirische Anschauung mir den Fall der Anwendung gäbe.« (§23, B 149) Platon habe sich des Ausdrucks Idee so bedient, »dass man wohl sieht, er habe darunter e verstanden, was nicht allein niemals von den Sinnen entlehnt wird, sondern welches so gar die Begriffe des Verstandes, mit denen sich Aristoteles beschäftigte, weit übersteigt, indem in der Erfahrung niemals e damit Kongruierendes angetroffen wird.« (B 370) »E« ist hier nahezu identisch mit dem »Ding an sich«, das durch »keine spekulative Vernunft, (noch weniger durch empirische Beobachtung)« erkannt werden kann (B XXVIII). »E« wäre also wie »Gott«. Wenn die »reine Vernunft« Kants den Beweis des Daseins Gottes als unmöglich betrachtet, so postuliert es dagegen seine »praktische Vernunft«: »Also ist die oberste Ursache der Natur, so fern sie zum höchsten Gute vorausgesetzt werden muss, ein Wesen, das durch Verstand und Willen die Ursache (folglich der Urheber) der Natur ist, d.i. Gott. Folglich ist das Postulat der Möglichkeit des höchsten begleiteten Guts (der besten Welt) zugleich das Postulat der Wirklichkeit eines höchsten ursprünglichen Guts, nämlich der Existenz Gottes.« (KpV)

Angst/Furcht, Antizipation, Arbeit, Artikulation/Gliederung, Aufhebung, bestimmte Negation, Bestimmung, Bewußtsein, Dialektik, Entzauberung, Existenzialismus, Hoffnung, Jenseits/Diesseits, Metaphysik, Nichts, Ontologie, Unendlichkeit, Veränderung, Vernunft

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