Energie
A: ṭāqa. – E: energy. – F: énergie. – R: ėnergija. – S: energía. – C: nengliang 能量
Juan Martinez-Alier (RCD)
HKWM 3, 1997, Spalten 364-370
Von griech. ἐνέργεια, »Wirksamkeit, Tätigkeit, Betätigung, Kraft«. Ursprünglich wird E als Kontinuum von subjektiver Verausgabung und objektiver Wirkung einer ›Kraft‹ gefasst. Hiervon wird unterschieden einmal der im 19. Jh. entwickelte physikalische E-Begriff, der sowohl für die Technosphäre als auch für die Ökosphäre angewendet wird; sowie zum andern der übliche E-Begriff, der einen spezifischen E-Fetischismus hervorgebracht hat, den William Stanley Jevons 1865 kritisch darstellt: »Nicht zu besiegen sind insbesondere die falschen Auffassungen, die mit dem Thema Elektrizität im Umlauf sind. Elektrizität ist, kurz gesagt, für die Gegenwart, was das Perpetuum Mobile für eine nicht sehr ferne Vergangenheit war. Die Leute sind über die feinen Ausschläge elektrischer Kraft so erstaunt, dass es ihnen so vorkommt, als wiesen sie ein umso profunderes Verständnis ihrer Eigenart, je mehr übernatürliche Wirkungen sie von ihr erwarteten. Dann aber gehen sie im allgemeinen den einen Schritt zu weit, den die Verfechter des Perpetuum Mobile taten – sie behandeln Elektrizität nicht als eine überragende Art und Weise der Verteilung von Kraft, sie behandeln sie als eine Quelle selbst-erzeugender Kraft« (1965). Das wissenschaftliche Denken des E-Begriffs ermöglicht Einsichten, die mit dem historischen Materialismus prinzipiell vereinbar sind und ihn operationell machen – nicht nur in Fragen der Elektrifizierung. Umso folgenschwerer war es, dass die Klassiker des historischen Materialismus in ihrem Nachvollzug der Erkenntnisse der E-Lehre auf der Strecke blieben.
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