Erlösung

A: ḫalās. – E: redemption. – F: Rédemption. – R: izbavlenie. – S: redención. – C: zhengjiu 拯救

Bernhard Walpen

HKWM 3, 1997, Spalten 763-776

E ist zunächst ein religiös verdichteter Begriff. Nicht alle Religionen kennen E, der Konfuzianismus z.B. nicht (vgl. Weber, WuG). Immerhin findet sich E auch in Religionen wie dem Buddhismus, dem Hinduismus oder dem Jainismus (…). Ebenso existieren historische Belege für untergegangene Religionen, die Erlöservorstellungen kannten (Eddy 1977). Hier wird allein E innerhalb der jüdischen und christlichen Religionen behandelt.

E steht spätestens seit ihrer neutestamentlichen Prägung in einer »Synonymenreihe« mit »Befreiung, Heil, Hilfe, Rettung« (Bammel 1958) und drückt eine Sehnsucht oder einen Wunsch nach dem Ende von Not, Leid u.ä. aus. Dem korrespondiert oft eine positive Heilserwartung bzw. Heilsgewissheit (vgl. Andresen 1966). Dem konkurrierenden Begriff Befreiung eignet ein ausgeprägterer Bezug auf Selbsttätigkeit und Politik, während E stärker die religiöse Ebene konnotiert. Erlöser und Messias überschneiden sich (vgl. Bammel/Vielhauer 1958): Messianismus ist »im wesentlichen der religiöse Glaube an das Kommen eines Erlösers, der auf universaler oder partikularer Ebene der gegenwärtigen Ordnung ein Ende setzt und eine neue Ordnung der Gerechtigkeit und des Glücks begründen wird« (H.Kohn, zit.n. Desroche 1960). Einen topologischen Bezugspunkt bildet in einigen E-Diskursen Jerusalem, das als das »Zentrum der Welt« und »Ort der direkten Verbindung mit Gott« (Wilkinson 1987) galt. Durch die Zerstörung des Tempels in Jerusalem im Jahre 70 n.u.Z. und das Ausbleiben der Wiederkunft Christi wurde das irdische Jerusalem immer mehr messianisch-apokalyptisch reartikuliert: das »neue Jerusalem« (Apk 21) und »Jerusalem dort oben« (Gal 4).

Daher ist die Anthropologisierung des Begriffs als »allenthalben vorhandenes E-Anliegen« ebenso ideologisch wie die Generalisierung, »alle Religionen« hätten ein »überall« vorhandenes und »gleiches E-Interesse« (Bammel 1958; dagegen Weber, WuG).

Antisemitismus, Antizipation, Arbeit, Artikulation/Gliederung, Aufhebung, Auschwitz, Bedeutung, Befreiung, Charisma/charismatische Führung, Christentum und Marxismus, Christlicher Sozialismus, christlich-marxistischer Dialog, Dialektik, Eingedenken, Elend, Emanzipation, Endlösung, Erinnerung, feministische Theologie, Glauben, Ideologiekritik, Jenseits/Diesseits, Kritik, Messianismus, Negation der Negation, Personenkult, Philosophie, Religion, Religionskritik, religiöser Sozialismus, Resurrektion, Rettung, Revolution, Theologie der Befreiung, Tod, Utopie, Verhimmelung, Widerspruch

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