Exklusion

A: ṭard. – E: exclusion. – F: exclusion. – R: isključenie. – S: exclusión. – C: paichu 排除

Martin Kronauer

HKWM 3, 1997, Spalten 1131-1141

In der Tradition Max Webers und im Anschluss an dessen Konzept der sozialen Schließung prägte Frank Parkin in den 1970er Jahren den Begriff »exclusionary closure«, um eine besondere Schließungsform zu bezeichnen: die Monopolisierung des Zugangs zu gesellschaftlich hoch bewerteten Ressourcen durch einen begrenzten Personenkreis. Sie verschafft letzterem eine Vormachtstellung gegenüber den ›Außenseitern‹ und begründet dadurch ihnen gegenüber ein Ausbeutungsverhältnis. In kapitalistischen Gesellschaften sind es in erster Linie das Privateigentum an den Produktionsmitteln und der (durch die Formalisierung von Einstiegsqualifikationen) restringierte Zugang zu den Schlüsselpositionen in der gesellschaftlichen Arbeitsteilung, durch die sich die herrschende Klasse konstituiert. Beide Formen der Ausschließung bedürfen der staatlichen Absicherung. Von der »exclusionary closure« unterscheidet Parkin, als Reaktion und Gegenbewegung, die »usurpationary closure«, den Zusammenschluss der Ausgeschlossenen mit dem Ziel der Ressourcenumverteilung. Eine Kombination beider Schließungsstrategien – »dual closure« – liegt vor, wenn dominierte Gruppen oder Klassen, um ihre Fähigkeit zur »usurpationary closure« zu stärken, ihrerseits Ausschließungspraktiken gegen andere unterprivilegierte Klassen oder Gruppen anwenden. Die Hauptlinie der gesellschaftlichen Spaltung verläuft zwischen den gesellschaftlichen Gruppen, die ihre soziale Position in erster Linie mit den Mitteln der E erwerben und sichern, und denen, die in erster Linie auf Strategien der Usurpation angewiesen sind (1979).

Parkin hatte eine erste Version seines Konzepts ursprünglich (1973) in einer kritischen Auseinandersetzung mit neo-weberianischen Schichtungstheorien entwickelt. In seinem späteren Buch über Marxismus und Klassentheorie (1979) richtete sich seine Kritik gegen marxistische, vor allem strukturalistisch orientierte Ansätze. Ihnen warf er vor, Klassen und soziale Gruppen nicht in erster Linie als Akteure zu begreifen, den Ausbeutungsbegriff zu eng zu fassen und deshalb auch die Spaltungen innerhalb der dominierten Klassen (etwa nach ethnischen oder Geschlechtermerkmalen) nicht erklären zu können (…). Auf Widerspruch stieß Parkin insbesondere mit seiner Entgegensetzung von handlungs- und strukturtheoretischem Ansatz. So insistierte Anthony Giddens im Anschluss an Marx auf der besonderen, strukturellen Qualität der Ausbeutungsbeziehungen im Kapitalismus, die – als Verhältnis von Kapital und Arbeit – wie in keinem anderen Gesellschaftstypus zuvor in den Produktionsprozess selbst eingelassen sind. Während Parkin zu Recht feststelle, dass die weberschen Kategorien besser als die marxschen geeignet seien, Kämpfe und Spaltungen auf dem Arbeitsmarkt zu untersuchen, verkenne er die Grundlage des Klassenkonflikts in der Produktion. Die entscheidende Schnittstelle zwischen beiden, Produktionsverhältnissen und Arbeitsmarkt, liege im kapitalistischen Arbeitsvertrag (Giddens 1983). – Aufgegriffen und weiterentwickelt wurde Parkins Konzept der »exclusionary closure« vor allem im Rahmen soziologischer Theorien der Arbeitsmarktsegmentation (vgl. Kreckel 1992).

Akkumulation, Antagonismus, Arbeitslosigkeit, Arbeitsteilung, Armut/Reichtum, Ausbeutung, Besitz/Eigentum, Elite, Entbettung, Handlung, Herrschaft, Identität, industrielle Reservearmee, Klassenanalyse, Klassenlage, Konflikttheorien, Krise, Marginalisierung, Pauper, Privateigentum, Schichten, Sozialstaat, Übervölkerung, Wohlfahrtsstaat

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