Elend

A: ta‛āsa. – E: misery, poverty. – F: misère. – R: niščeta. – S: miseria. – C: pinkun 贫困

Jürgen Kuczynski

HKWM 3, 1997, Spalten 257-261

Wie viele auf Armut und unfreie Arbeit bezogene Begriffe in den europäischen Sprachen, angefangen beim Altgriechischen, schwankt der Ausdruck E mit dem dazugehörenden Adjektiv elend zwischen der Bezeichnung für eine Notlage, die Mitleid (misericordia) hervorruft und zu veränderndem Engagement auffordert auf der einen, und minderwertigen Qualitäten einer Person oder Sache auf der anderen Seite. Das E von Kriegsopfern, hungernden Bevölkerungen der Dritten Welt usw. klagt die herrschende Weltordnung an. Andererseits erweckt ein elender Kerl Abscheu, ein elender Greis Mitleid, ein elender Stümper Verachtung, eine elende Theateraufführung Langeweile. E kann ein ökonomischer oder geistiger oder auch moralischer Zustand sein.

Wenn Marx auf Proudhons Philosophie de la misère 1847 mit einer (im Titel öfter nachgeahmten) Kampfschrift La misère de la philosophie antwortet (…), so verschiebt er die Bedeutung vom ersten auf den zweiten Sinn.

Akkumulation, Arbeiterklasse, Arbeitslosigkeit, Armut/Reichtum, Ausbeutung, Bauern, Dritte Welt, Grundsicherung, Hoffnungslosigkeit, industrielle Reservearmee, Kinderarbeit, Marginalisierung, Pauper, Proletariat, Proletarisierung, Qual, Resignation, Unglück, Unterdrückung, Verelendung, Verzweiflung

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