Frühsozialismus
A: an-namūḏaǧ al-ištirākī. – E: early socialism. – F: protosocialisme. – R: rannyj socializm. – S: primer socielismo. – C: zaoqi shehuizhuyi
Vadim V. Muchačev (GW)
HKWM 4, 1999, Spalten 1063-1069
Untersuchungen zu Theorie und Geschichte des Sozialismus spiegeln ebenso wie Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Strömungen der Arbeiterbewegung auch die Bemühungen von Politikern wie Theoretikern wider, Deutungsmacht über die Ereignisvielfalt des Sozialismus ausüben zu können. Darin fügt sich die Kontroverse zwischen Vertretern der Bezeichnung F (bzw. ›frühsozialistisch‹) einerseits und Anhängern der Bestimmung ›vormarxistischer Sozialismus‹ andererseits ein. Bei diesem Streit geht es vordergründig darum, welche sozialen, politischen und ökonomischen Ideen und Projekte in der Geschichte als erste resp. frühe Formen des Sozialismus zu rezipieren sind; dahinter verbirgt sich die politisch wie wissenschaftlich weitaus brisantere Bestimmung des Marxismus in der Geschichte der sozialistischen (bzw. kommunistischen) Bewegungen und Lehren. Manfred Hahn (1982) vermerkt kritisch, dass mit F die »Genealogie eines spezifisch deutschen Sozialismus« konstruiert werden soll, was indirekt auf eine Separierung dieser Entwicklungslinie vom internationalen Strom, in dem sich der Marxismus nach seinem und dem Selbstverständnis seiner Anhänger bewegt, hinausläuft. Ahlrich Meyer bewertet den Term F als dezidiert antimarxistisch bzw. gegen Marx gerichtet (1977). Andererseits wird am ›vormarxistischen Sozialismus‹ der implizite alleinige Erbeanspruch des Marxismus auf die Entwicklung der Sozialismusideen kritisiert.
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