Abendroth-Schule
A: madhhab Abendroth. – E: Abendroth School. – F: école d'Abendroth. – R: škola Abendrot. – S: escuela de Abendroth. – C: abendeluote pai
Heinz Jung
HKWM 1, 1994, Spalten 21-29
Die Spezifik der nach Wolfgang Abendroth (2.5.1906 - 15.9.1985) benannten marxistischen Richtung in der BRD besteht im positiven Bezug auf Geschichte und Realität der Arbeiterbewegung und in der Orientierung auf die Förderung ihrer Bestrebungen. Sie wurde in der Hauptsache durch die wissenschaftlichen und politischen Aktivitäten von A als Professor für Öffentliches Recht und Politische Wissenschaften und Direktor des Instituts für wissenschaftliche Politik an der Universität Marburg 1951-1972 begründet. Die mitunter verwendete Bezeichnung »Marburger Schule« trägt dem Umstand Rechnung, daß neben A der Nationalökonom Werner Hofmann, der Soziologe Heinz Maus u.a. wesentliche Beiträge zur Entwicklung der auch mit dem Namen von A in Verbindung gebrachten kritischen materialistischen Richtung der Sozialwissenschaften an der Marburger Universität geleistet haben. Auf der anderen Seite ist die Schulbildung und Anhängerschaft der AS nicht unbedingt an ein Marburger Examen gebunden.
In den 1950er und 60er Jahren war A der einzige offen als Marxist auftretende Hochschullehrer in der BRD. Im Unterschied zu anderen westeuropäischen marxistischen Theoretikern, die als Hochschullehrer tätig waren, stammte er nicht aus der Bourgeoisie. Neben seiner intellektuellen und menschlichen Ausstrahlung beruhte seine schulbildende Wirksamkeit vor allem auf seinen politischen und wissenschaftlichen Erfahrungen als Marxist und Sozialist und auf seiner kämpferischen Haltung in den gesellschaftspolitischen Auseinandersetzungen. In den 70er Jahren erreichte die AS ihre größte Breitenwirkung.
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