Arbeitskraft
A: quwat ʿamal. – E: labour power. – F: force de travail. – R: rabočaja sila. – S: fuerza de trabajo. – C: laodong li
Roberto Finelli (RG) (I.), Kurt Jacobs (II.)
HKWM 1, 1994, Spalten 513-519
I. Der Begriff A ist grundlegend, um zu begreifen, wie in der kapitalistischen Produktionsweise Geld in Kapital verwandelt wird, und daher für das Verständnis, wie der Produktionsprozeß gleichzeitig Produktion von Gebrauchswerten und Produktion von (Mehr-)Wert ist. A bezeichnet die menschliche Energie, die zur Realisierung eines konsumierbaren Gutes in Bewegung gesetzt wird, und zwar insofern diese Energie selbst in Ware verwandelt und zum Gegenstand von Kauf-Verkauf gemacht wird. Zumal als Ware bezeichnet A die für die kapitalistische Gesellschaft spezifische Historisierung eines ewigen und unverzichtbaren Moments des Arbeitsprozesses als Stoffwechsel zwischen Mensch und Natur.
II. An das Wort A, das wie kaum eine andere marxsche Prägung in die allgemeine Theorie- und Politiksprache eingegangen ist, knüpfen sich zugleich nachhaltige Anschauungen von der Neuartigkeit und der spezifischen Leistung der marxschen Theorie. Eine »ausgezeichnete Idee« und »theoretische Leistung erster Ordnung« nennt Popper die Unterscheidung der A von der Arbeit, insofern es Marx damit gelungen sei, »die Arbeitstheorie des Werts vorläufig vor der Zerstörung« zu retten und die »Theorie der Ausbeutung« auf der Grundlage einer formalen Beachtung von Freiheit und Gleichheit zu entwickeln (1958). Marx als Vollender von Smith und Ricardo: das wird auch von Marxisten so gesehen, die die sog. Arbeitswertlehre gegen Widerlegungsversuche verteidigen. Unter dem Einfluß des Neoricardianismus prägt diese Auffassung eine der großen Linien in der Renaissance der Kapital-Rezeption nach 1968.
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