Analyse/Synthese

A: taḥlīl/tarkīb. – E: analysis/synthesis. – F: analyse/synthèse. – R: analiz/sintez. – S: análisis/síntesis. – C: fenxi/zonghe

Veikko Pietilä

HKWM 1, 1994, Spalten 196-201

Traditionell bedeutet A die Zurückführung eines Gegebenen auf die Voraussetzungen, durch die es zustandekommt, S dagegen seine beweisende oder erklärende Herleitung aus diesen Voraussetzungen. In Antike und Mittelalter werden diese Begriffe im beweistheoretischen Sinn ausschließlich auf Mathematik und Logik bezogen. Erst seit dem Spätmittelalter finden sie Eingang in die Realwissenschaften (so z.B. als metodo risolutivo und metodo compositivo in die Physik von Galilei). Bei Newton gewinnen sie einen deutlich erklärungstheoretischen Sinn; als A gilt nun die Angabe von Ursachen für beobachtete Wirkungen, als S der Schluß von Ursachen auf Wirkungen.

Seither wird die wissenschaftliche Methode in der Regel als eine analytisch-synthetische dargestellt. Nach Kant geht die A »von dem Bedingten […] zu den Prinzipien«, die S »von den Prinzipien zu den Folgen oder vom Einfachen zum Zusammengesetzten« (Logik). Im analytischen Urteil ist das Prädikat im Subjekt enthalten, im synthetischen liegt es außerhalb des Subjekts. Ein analytisches Urteil fügt also dem Subjekt nichts neues hinzu, während ein synthetisches mehr über dieses aussagt als in ihm selbst enthalten ist und so unser Wissen erweitert. Kritisch daran anknüpfend unterscheidet Hegel zwischen endlichem (realwissenschaftlichem) und absolutem (philosophischem) Erkennen. Im Bereich des ersteren faßt er A und S als Methoden, die nebeneinander stehen und abwechselnd angewendet werden können (Enz). Der Gegenstand dieser Methode ist für Hegel die Selbstentwicklung der logischen Kategorien. Analytisch ist sie, sofern ihre Anwendung fordert, im Gegenstand selbst zu bleiben; synthetisch, sofern das Ding kraft seines widersprüchlichen Charakters ein anderes wird, so daß darüber mehr ausgesagt werden kann, als am Anfang darin enthalten war. […]

Für Marx zielt die A […] zunächst auf das Begreifen der inneren Zusammenhänge des Gegenstands. Falls dessen nebeneinanderstehende Bestimmungen nicht deutlich getrennt vorkommen, muß zuerst durch horizontal differenzierende A zwischen ihnen unterschieden werden. Die inneren Zusammenhänge werden dann durch vertikal auflösende A entdeckt. […] Es läge nahe, die erklärende, vertikal zusammensetzende Form der A als »Synthese« zu bezeichnen, aber Marx scheint den Ausdruck nicht in diesem Sinne zu verwenden.

Ableitung, abstrakt/konkret, Analytischer Marxismus, Anfang, Dialektik, Empirie/Theorie, Entwicklung, Erscheinung/Erscheinungsform, Forschung/Darstellung, Genesis, Gesetz (soziales), Kritik der politischen Ökonomie, logische Methode, Methode, Schein, Theorie, Vulgärökonomie, Wertform, Wesen/Erscheinung

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