Guevarismus
A: al-ġīfārīya. – E: Guevarism. – F: guévarisme. – R: gevarizm. – S: guevarismo. – C: gewala zhuyi 挌瓦拉主义
Thomas Heilmann, Alexis Petrioli
HKWM 5, 2001, Spalten 1088-1094
Ziel des G ist es, durch die Aufnahme des bewaffneten Kampfes die Voraussetzungen einer antiimperialistischen nationalen Befreiungsrevolution herzustellen, um diese später in eine sozialistische zu überführen. Damit soll den durch Kolonialismus und Imperialismus ausgebluteten Ländern der ›Dritten Welt‹ die Perspektive auf eine sozialistische Zukunft eröffnet werden, ohne dass sie erst noch den langwierigen und beschwerlichen Weg der industriekapitalistischen Entwicklung ›nachholen‹ müssen. – Der G kritisiert in seinem revolutionären Pathos die allzu quietistische Haltung der orthodoxen Kommunisten. Vom Fidelismus (Castrismus) unterscheidet er sich äußerlich dadurch, dass er sich nicht auf die innere Entwicklung im revolutionären Kuba beschränkt, sondern Geltung für Lateinamerika und die ›Dritte Welt‹ allgemein beansprucht hat. Inhaltlich setzt er entschiedener auf das subjektive Willenselement und die ›ideellen Hebel‹, als dies mit den Schwierigkeiten und schließlich mit den Wechselfällen der tatsächlichen kubanischen Politik vereinbar gewesen wäre. Doch hat Guevara als Industrieminister und Zentralbankdirektor auch die kubanische Realität bis 1965 entscheidend mitgeprägt. Dass er der Macht der objektiven Bedingungen die moralische Unbedingtheit des Revolutionärs entgegengesetzt hat, ist als Subjektivismus und Voluntarismus kritisiert worden. Sein Scheitern hat sein Charisma nicht verblassen lassen. Wo immer seither soziale Befreiung ersehnt wird, lebt die Gestalt des »Che« v.a. bei der Jugend weiter.
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