Medienimperialismus

A: ’imbiriyālīya ʽālamīya. – E: media imperialism. – F: impérialisme des médias. – R: imperializm sredstv massovoj informacii. – S: imperialismo de los medios de comunicación. – C: méijiè dìguó zhǔyì 媒介帝国主义

Detlef Kannapin (I.), Marko Ampuja, Juha Koivisto, Kaarle Nordenstreng (PG) (II.)

HKWM 9/I, 2018, Spalten 373-388

I. M bezeichnet die Dimension imperialistischer Herrschaft, wie sie in der Verfügungsgewalt über die Medien sowie der damit verbundenen ideologischen Wirkungsmöglichkeiten fassbar wird. Der Ausdruck wird v.a. im Zusammenhang mit den gescheiterten Versuchen zur Etablierung einer gerechten weltweiten Informationsordnung von 1960 bis 1990 gebraucht. Seine Bedeutung reicht allerdings weiter, auch wenn selbst marxistisch inspirierte Arbeiten ihn nicht mehr anführen (vgl. Prokop 2004). M hat innerhalb der Strategie der Naturalisierung der gesellschaftlichen Verhältnisse eine Doppelfunktion: zum einen gilt es, die Zustimmung der eigenen Bevölkerung zu den kapitalistischen Verhältnissen aufrechtzuerhalten; zum anderen sind Weltregionen mit vormoderner, nicht-kapitalistischer oder gar sozialistischer Ausrichtung dazu zu bringen, ihren möglichen alternativen Gesellschaftsweg aufzugeben und sich in die internationale kapitalistische Ökonomie und Weltpolitik zu integrieren.

II. M ist ein kritischer Begriff, um Prozesse zu beschreiben, »mit denen die modernen Kommunikationsmedien Systeme globaler Herrschaft und Abhängigkeit errichtet, aufrechterhalten und ausgebaut haben« (Fejes 1981, 281). Seit den 1960er Jahren ist hier ein weites Forschungsfeld entstanden: vom globalen Ungleichgewicht des Eigentums an Medien und der Verbreitung von Medieninhalten bis zu ihrer Rezeption und möglichen Auswirkungen. Seit den 1990er Jahren aber, als der Begriff ›Imperialismus‹ vielfach durch ›Globalisierung‹ ersetzt und der Neoliberalismus durch keinen kommunistischen Gegner mehr im Zaum gehalten wurde, gelingt es mittels dieser in der Medienforschung üblichen Spezialisierung auf entweder Produktion, Distribution oder Rezeption kaum mehr, die neuen Entwicklungen des Imperialismus zu fassen. Die Intensivierung der ›Akkumulation durch Enteignung‹ und die Bereitschaft der westlichen Mainstream-Medien, imperiale Kriege zu propagieren und hoffähig zu machen, verlangt danach, die engen Spezialisierungen zu überwinden und die Analyse des Kapitalismus mit der von Politik und Kultur zu verknüpfen.

Alltagsverstand, Amerikanismus, Antikolonialismus, Blockfreiheit, Dependenztheorie, Dritte Welt, Entkolonisierung, Entwicklungsländer, Fanonismus, Fernsehen, Film, Gegenöffentlichkeit, Globalisierung, Globalisierungskritik, Hegemonie, Hollywood, Ideologiekritik, Imperialismus, Information, Informationsgesellschaft, internationale Beziehungen, internationale Arbeitsteilung, internationale politische Ökonomie, Internationalisierung des Staates, Internet, Kolonialismus, Kommunikation, Konsumismus, Kulturimperialismus, Kulturindustrie, Manipulation, Masse, Massenkommunikation, Meinungsfreiheit, Metropole, multinationale Konzerne, Neoimperialismus, Neokolonialismus, öffentliche Meinung, Öffentlichkeit, Politik des Kulturellen, Postkolonialismus, Propaganda/Agitation, Radio, Reportage, Subalternität, Systemkonkurrenz, Technologie, transnationale Konzerne, Unterhaltung, Verwestlichung, Vietnam-Krieg, Volkskultur im Kapitalismus, Warenästhetik, Weltsystem, Werbung, Wissen, Zerstreuung

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m/medienimperialismus.txt · Zuletzt geändert: 2024/02/11 13:54 von christian     Nach oben
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