Gesellschaftstheorie
A: an-naẓariyā al-iǧtimā‛īya. – E: social theory. – F: théorie sociale. – R: obščestvennaja teorija. – S: teoría de la sociedad. – C: shehui lilun 社会理论
Reinhard Mocek
HKWM 5, 2001, Spalten 598-611
Kritisches Gesellschaftsdenken in der Nachfolge v.a. der marxschen KrpÖ blieb in den Ländern des Kapitalismus Kritik bürgerlicher Wissenschaft und galt daher nicht als allgemeine G. Marxistische Wissenschaft entfaltete sich oppositionell und wählte zumeist ausdrücklich das Suffix ›kritisch‹ – manchmal auch ›demokratisch‹ – zur Selbstbezeichnung: Kritische Theorie, Kritische Psychologie, Kritische Pädagogik, Kritische Justiz, demokratische Psychiatrie usw. Exemplarische Schwerpunkte sind international etwa Theorien und Forschungen zu Staat und Zivilgesellschaft, Arbeit und Automation, ferner Sprachforschung, Kultur- und Ideologietheorie. – Anders in den staatssozialistischen Ländern, in denen Marxismus als Grundlage beansprucht war. Hier entwickelten sich unter dem Namen G Marx verpflichtete Theorien, die Gesellschaft erklären und politisches Handeln anleiten sollten. Die in diesem Kontext entstandenen Arbeiten sind seit dem Untergang des Staatssozialismus weitgehend dem Vergessen anheimgegeben. In historisch-kritischer Perspektive gilt es, ihr Unabgegoltenes zu erinnern wie umgekehrt die mit der Erhebung des Marxismus zur Staatsauffassung unter dem Namen ML einhergehenden Blockierungen vorzuführen. Dazu wird es notwendig, noch einmal mit Marx zu beginnen, um das Terrain, wie es sich bes. den Wissenschaftlern der DDR darbot, abzustecken.
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