Geheimdiplomatie
A: diblūmāsīya sirrīya. – E: secret diplomacy. – F: diplomatie secrète. – R: tajnaja diplomatija. – S: diplomacia secreta. – C: mimi waijiao 秘密外交
Thomas Marxhausen
HKWM 5, 2001, Spalten 43-48
G als außenpolitische ›Kabinettspolitik‹ ist das Gegenteil einer öffentlichen Behandlung, Entscheidung und Abwicklung zwischenstaatlicher Beziehungen; sie markiert den Ausschluss der Bevölkerungen von Entscheidungen, deren Folgen sie tragen. G betreibt oft das Gegenteil des von den Regierungen öffentlich Behaupteten. Demokratische Bewegungen und ihre Medien haben stets versucht, Licht ins Dunkel der Staatsgeheimnisse zu bringen. So auch die Arbeiterbewegung. Das von Marx entworfene außenpolitische Programm der IAA (Inauguraladresse, 1864) ruft die »Arbeiterklassen« dazu auf, »in die Geheimnisse der internationalen Politik einzudringen, die diplomatischen Akte ihrer respektiven Regierungen zu überwachen, ihnen wenn nötig entgegenzuwirken«, um »die einfachen Gesetze der Moral und des Rechts, welche die Beziehungen von Privatpersonen regeln sollten, als die obersten Gesetze des Verkehrs von Nationen geltend zu machen« (…). Die aus der Oktoberrevolution in Russland hervorgegangene Sowjetmacht versucht zunächst, mit internationaler Öffentlichkeit frontal gegen das Regime der G vorzugehen; doch zu den bitteren Ironien der Geschichte gehört, dass die nachfolgende Unterdrückung jeder kritischen Öffentlichkeit das Regime der Staatsgeheimnisse neue Triumphe feiern ließ.
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