Marxismus-Enteignung

A: nazʽ al-mulkīya al-mārksīya. – E: expropriation of Marxism. – F: expropriation du marxisme. – R: ėkspropriacija marksizma. – S: expropiación del marxismo. – C: Mǎkèsī zhǔyì bōduó 马克思主义剥夺

Helmut Steiner

HKWM 8/II, 2015, Spalten 1878-1881

Es war ein hoffnungsvoller Anfang in der ostdeutschen Wissenschaftslandschaft nach 1945. An zahlreichen Hochschulen, Universitäten und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen sorgten marxistische Wissenschaftler, die ihre Sozialisation in der Weimarer Republik erfahren und Jahre in der Emigration, im Widerstand gegen Hitler, in Zuchthäusern oder im ›inneren Exil‹ in Nazi-Deutschland hinter sich hatten, für einen neuen Geist. Ihr Marxismus- und Sozialismus-Verständnis hatte vielfältige historische und intellektuelle Ausgangspunkte. Die Neu-Institutionalisierung der marxschen Denktraditionen wurde jedoch durch die historischen Umstände einer Dominanz des seit Ende der 1920er Jahre formierten sowjetischen Marxismus-Leninismus geprägt. Denn mit der Übernahme des sowjetischen Gesellschaftsmodells und der Umgestaltung der SED zu einer »Partei neuen Typs« um 1948/49 setzte auch die politisch-administrative Durchsetzung des ML als einzig gültige Weiterentwicklung des Marxismus ein.

Abendroth-Schule, Apathie im befehlsadministrativen Sozialismus, Autorität, befehlsadministratives System, Bolschewisierung, Bürokratie, demokratischer Sozialismus, despotischer Sozialismus, Dissident(inn)en, Disziplin, Dogmatismus, Emigration, Entstalinisierung, jugoslawischer Sozialismus, Kaderpartei, Kompetenz/Inkompetenz, Krise des Marxismus, Lehrbuchmarxismus, Markov-Schule, Marxismus, Marxismus-Leninismus, Marxistsein/Marxistinsein, Neues Ökonomisches System, Objektivismus, Orthodoxie, Partei neuen Typs, Perestrojka, Prager Frühling, Resignation, Revisionismus, Selbstverwaltung, Sozialdemokratie, Staatssozialismus, Stalinismus, Titoismus, Tradition, Trotzkismus, Übergangsperiode, Verzweiflung, Zivilgesellschaft, Zweifel

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