Egoismus

A: anānīya. – E: egotism. – F: égoisme. – R: ėgoizm. – S: egoísmo. – C: liji zhuyi 利己主义

Gabriele Lindner

HKWM 3, 1997, Spalten 31-40

Der moralisierende Umgang mit E pflegt diesen als (schlechte) Charaktereigenschaft des Individuums anzuprangern. In geschichtsmaterialistischer Sicht interessieren zunächst die gesellschaftlichen Verhältnisse und Praxisformen, die »E« als Verhaltensmuster für die Einzelnen notwendig machen. – Empirisch belegter individueller E dient schon früh zur Polemik gegen marxistische Gesellschaftskonzepte, wobei deren generell illusorischer Charakter durch Verweis auf die menschliche Natur bewiesen werden soll. Das Scheitern des sowjetischen Staatssozialismus hat dieses Urteil gestützt.

Apathie im befehlsadministrativen Sozialismus, Bedürfnis, Befriedigung, Bestimmung/Determination, Bewußtheit, Bürokratie, Charaktermaske, Disziplin, Dummheit, Emanzipation, Engagement, Enthusiasmus, Enttäuschung, Ethik im Sozialismus, falsche Bedürfnisse, Faulheit, Freiheit, Frustration, Gefühle/Emotionen, Geiz, Genuss, Gewohnheit, Haltung, Hedonismus, historische Individualitätsformen, Individualismus, Individuum, Interesse, klassenlose Gesellschaft, Kleinbürger, kollektives Handeln, Konflikttheorien, Korruption, Menschenbild, Neue Ökonomische Politik, Oktoberrevolution, Personifikation, Plebejisches, privat/gesellschaftlich, Sein/Bewusstsein, Selbsttätigkeit, Selbstverwirklichung, Subjekt, Verantwortung, Wille

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