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b:bolschewisierung [2015/03/26 23:07]
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christian
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 Im offiziellen Sprachgebrauch der [[k:Komintern]] und ihrer Sektionen bedeutete B seit Mitte der 1920er Jahre eine Ausrichtung an der Verfaßtheit der KPdSU, die die Staatsmacht erobert hatte, behielt und den Sozialismus aufbaute. Das Wort war ein Namensirrtum. Denn Bolschewiki war ursprünglich kein Begriff für politische Inhalte, abgeleitet von einem Programm, einer Theorie, einem politischen Ziel. Da die Gruppe um Lenin auf dem Auslandsparteitag in London 1903 zufällig die Mehrheit bildete, nannten sie sich Mehrheitler (Bolschewiki), die anderen dagegen Minderheitler (Menschewiki). Daher war auch die offizielle Parteibezeichnung jahrzehntelang KPdSU(B). Im offiziellen Sprachgebrauch der [[k:Komintern]] und ihrer Sektionen bedeutete B seit Mitte der 1920er Jahre eine Ausrichtung an der Verfaßtheit der KPdSU, die die Staatsmacht erobert hatte, behielt und den Sozialismus aufbaute. Das Wort war ein Namensirrtum. Denn Bolschewiki war ursprünglich kein Begriff für politische Inhalte, abgeleitet von einem Programm, einer Theorie, einem politischen Ziel. Da die Gruppe um Lenin auf dem Auslandsparteitag in London 1903 zufällig die Mehrheit bildete, nannten sie sich Mehrheitler (Bolschewiki), die anderen dagegen Minderheitler (Menschewiki). Daher war auch die offizielle Parteibezeichnung jahrzehntelang KPdSU(B).
  
-B war ein in jeder Hinsicht anderes Konzept als das Leninsche. Die welterfahrenen leitenden [[f:Funktionär]]vor der Stalin-Ära relativierten die Bedeutung ihrer siegreichen Revolution, betrachteten die SU als ein rückständiges Land. Die Bruderparteien sollten Strategie und Taktik selbst entsprechend den nationalen Beziehungen erarbeiten. Die Lehren aus der siegreichen Revolution waren zu nutzen, aber nur selektiv, nachdem das Allgemeingültige vom Spezifischen getrennt war. Die Komintern bestand für sie zwar aus Sektionen, die aber gleichberechtigt waren; Internationalismus war selbstverständliche Pflicht, bedeutete jedoch Berücksichtigung der »nationalen« Interessen jeder [[a:Arbeiterklasse]]. Die Unterschiede zwischen den [[a:Arbeiterbewegung]]en waren klar und von den sowjetischen Funktionären erfahren worden. Die Hoffnung auf Beispielswirkung der eigenen Revolution hatte in der revolutionären Nachkriegswelle einen realen Hintergrund.+B war ein in jeder Hinsicht anderes Konzept als das Leninsche. Die welterfahrenen leitenden [[f:funktionaer|Funktionäre]] vor der Stalin-Ära relativierten die Bedeutung ihrer siegreichen Revolution, betrachteten die SU als ein rückständiges Land. Die Bruderparteien sollten Strategie und Taktik selbst entsprechend den nationalen Beziehungen erarbeiten. Die Lehren aus der siegreichen Revolution waren zu nutzen, aber nur selektiv, nachdem das Allgemeingültige vom Spezifischen getrennt war. Die Komintern bestand für sie zwar aus Sektionen, die aber gleichberechtigt waren; Internationalismus war selbstverständliche Pflicht, bedeutete jedoch Berücksichtigung der »nationalen« Interessen jeder [[a:Arbeiterklasse]]. Die Unterschiede zwischen den [[a:arbeiterbewegung|Arbeiterbewegungen]] waren klar und von den sowjetischen Funktionären erfahren worden. Die Hoffnung auf Beispielswirkung der eigenen Revolution hatte in der revolutionären Nachkriegswelle einen realen Hintergrund.
  
 Die Stalin-Führung, die sich seit 1924 allmählich herausbildete, entwickelte ein anderes Konzept und andere Methoden. Hoffnungen auf weitere Revolutionen in hochentwickelten Industrieländern schienen nun vergeblich; »Aufbau des Sozialismus in einem Lande« mit allen Kräften war die einzige realistische Zielsetzung und möglich, zumal bei den Ressourcen eines Riesenlandes mit einer Fläche von 22 Mio km². Alle Kräfte – das schloß auch die Kommunisten der anderen Länder und Parteien ein. Deren nationale Aufgaben wurden zweitrangig. Sie wurden daher unlösbar und nicht gelöst.  Die Stalin-Führung, die sich seit 1924 allmählich herausbildete, entwickelte ein anderes Konzept und andere Methoden. Hoffnungen auf weitere Revolutionen in hochentwickelten Industrieländern schienen nun vergeblich; »Aufbau des Sozialismus in einem Lande« mit allen Kräften war die einzige realistische Zielsetzung und möglich, zumal bei den Ressourcen eines Riesenlandes mit einer Fläche von 22 Mio km². Alle Kräfte – das schloß auch die Kommunisten der anderen Länder und Parteien ein. Deren nationale Aufgaben wurden zweitrangig. Sie wurden daher unlösbar und nicht gelöst. 
    
  
-➫ [[b:Brandlerismus]],  [[d:demokratischer Zentralismus]],  [[e:Einheitsfront]],  [[f:Funktionär]],  [[i:internationalistische Bewegung]],  [[k:Komintern]],  [[k:Korsch-Linie]],  <!--[-->[[l:Luxemburgismus|Luxemburgismus]]<!--]-->,  nationaler Weg zum Sozialismus,  Oktoberrevolution,  pluraler Marxismus,  Pluralismus, Renegat,  Revolution in einem Land,  Sozialismus in einem Lande, Stalinismus,  Trotzkismus,  Weltrevolution +➫ [[b:Brandlerismus]],  [[d:demokratischer Zentralismus]],  [[e:Einheitsfront]],  [[f:Funktionär]],  [[i:internationalistische Bewegung]],  [[k:Komintern]],  [[k:Korsch-Linie]],  <!--[-->[[l:Luxemburgismus|Luxemburgismus]]<!--]-->, [[n:Nationalbolschewismus]], [[n:nationaler Weg zum Sozialismus]],  Oktoberrevolution,  pluraler Marxismus,  Pluralismus, Renegat,  Revolution in einem Land,  Sozialismus in einem Lande, Stalinismus,  Trotzkismus,  Weltrevolution 
    
  
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b/bolschewisierung.txt · Zuletzt geändert: 2024/02/03 22:06 von christian     Nach oben
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