Black Marxism
A: marksīya al-sūd. – E: Black Marxism. – F: Marxisme noir. – S: marxismo negro. – R: blak-marksizm. – C: heiren Makesi zhuyi
Hans Gustav Klaus
HKWM 2, 1995, Spalten 257-261
Der Begriff bezeichnet eher den kritischen Dialog schwarzer Intellektueller mit dem Marxismus als eine klar umrissene Denkrichtung, die sich umstandslos in die marxistische Tradition einfügen würde. Das geographische Zentrum des BM liegt im karibisch-nordamerikanischen Raum, auch wenn durch die Rückbesinnung auf die Wurzeln der Afro-Amerikaner und die Überlagerung mit dem Panafrikanismus die Geschichte des Herkunftskontinents gleichermaßen Reflexionsgegenstand war und ist.
Die ersten großangelegten Selbstorganisationsbestrebungen schwarzer Amerikaner und Kariber entstanden im Gefolge des Ersten Weltkriegs, nachdem Hunderttausende von ihnen aus dem noch immer agrarisch geprägten Süden in die Ballungsgebiete des Nordens gezogen waren. Dabei war die von Marcus Garvey angeführte Universal Negro Improvement Association weder marxistisch inspiriert noch antikapitalistisch eingestellt, führte aber als Sammelbecken für Menschen afrikanischer Abstammung der 1919 gegründeten KP der USA und der Komintern das wachsende Selbstbewußtsein und den Mobilisierungsgrad ihrer Anhänger vor Augen. Die ›Negerfrage‹ stand fortan auf der Tagesordnung der Kominternkongresse. Im Unterschied zu Garveys Hinwendung nach Afrika kam von dort die Losung vom Selbstbestimmungsrecht der Schwarzen auf dem amerikanischen Kontinent, gipfelnd in der These von einer »schwarzen Nation« (innerhalb der amerikanischen), die sezessionistisch ihre eigene Staatsgründung betreiben sollte. Untrennbar mit dem »Black Nationalism« verbunden war allerdings auch die Kolonialfrage, so daß analog zu dem um die Jahrhundertwende aufgekommenen Panafrikanismus die Rote Gewerkschaftsinternationale unter Führung von George Padmore ebenso die afrikanische wie die afro-amerikanische Arbeiterschaft umwarb (gut dokumentiert in dem Organ The Negro Worker).
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