indoamerikanischer Sozialismus
A: al-ʼištirākīya al-hindīya al-ʼamerīkīy. – E: Indo-American socialism. – F: socialisme indo-américain. – R: indoamerikanskij socializm. – S: socialismo indoamericano. – C: yìnměi shèhuìzhǔyì 印美社会主义
Eleonore von Oertzen
HKWM 6/II, 2004, Spalten 969-972
Der Terminus iS fand in Lateinamerika v.a. im Zusammenhang mit der 1928 erhobenen Forderung des peruanischen Marxisten José Carlos Mariátegui (1894-1930) Verbreitung: »Wir wollen ganz gewiss nicht, dass der Sozialismus in Amerika ein Abguss oder eine Kopie wird. Er muss eine heroische Schöpfung sein. Mit unserer eigenen Wirklichkeit, in unserer eigenen Sprache müssen wir dem iS Leben einflößen.« (1979) Mit dieser Wortwahl setzte sich Mariátegui bewusst von einer Tradition ab, die seit dem Ende des 19. Jh. unter den lateinamerikanischen Intellektuellen weit verbreitet war und die den Beziehungen zwischen dem Subkontinent und Europa eine bevorzugte Rolle in der gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Entwicklung zuschrieb. Dies äußerte sich auch in Bezeichnungen, die sprachliche Gemeinsamkeiten in den Vordergrund stellten (Lateinamerika, Hispanoamerika) oder auf die geographische Herkunft der europäischen Kolonialherren verwiesen (Iberoamerika). Dagegen stellte sich Mariátegui in einen anderen Zusammenhang, dessen Ursprünge in der mexikanischen Revolution (1910-1917) zu suchen sind. Hier war ein gesellschaftliches Projekt entstanden, das in den kommenden Jahrzehnten in zahlreichen weiteren Ländern des Subkontinents Fuß fassen sollte: der Entwurf der »mestizischen Nation« (Basave Benítez 1992; Gabbert 1992; v.Oertzen 2001).
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