Antifaschismus
A: al-ʿadāʾliʾl-fāshīya. – E: anti-fascism. – F: antifascisme. – R: antifašizm. – S: antifascismo. – C: fan faxisi zhuyi
Hans Coppi
HKWM 1, 1994, Spalten 326-338
Der A war eine Reaktion auf eine sich in den 1920er und 1930er Jahren v.a. in Italien und Deutschland ausbreitende faschistische Massenbewegung. Der Faschismus wurde von den Kommunisten als eine terroristische Form kapitalistischer Herrschaft und als offene Diktatur reaktionärster Gruppen des Monopolkapitals und des Finanzkapitals gedeutet, die nur in einer proletarischen Revolution überwunden werden könnte. Sozialdemokraten sahen in Bewahrung und Ausbau demokratischer Verhältnisse die wirkungsvollste Gegenwehr. Die Machtübernahme der ›Nationalsozialisten‹ in Deutschland konnte mit diesen oft gegeneinander gerichteten antifaschistischen Strategien und den ihnen innewohnenden Fehleinschätzungen nicht verhindert werden. Bei der Abwehr faschistischer Gefahren in Frankreich in Form der Volksfrontpolitik, bei der Verteidigung der spanischen Republik und nach dem von Deutschland ausgelösten Vernichtungskrieg entstand eine weltweite antifaschistische Bewegung, an der sich Millionen von Menschen in unterschiedlichsten Kampfformen beteiligten. Im A bündelten sich entschieden demokratische, antikapitalistische, antimilitaristische, religiöse und pazifistische Antworten auf die existentielle Bedrohung der Menschheit durch faschistische Barbarei. Der antifaschistische Konsens reichte von Kommunisten bis zu konservativen Hitlergegnern. Die Beseitigung der faschistischen Fremdherrschaft in den okkupierten Ländern und des NS-Regimes in Deutschland war der kleinste gemeinsame Nenner und das größte Ziel. Es entstand eine widerspruchsvolle antifaschistische Sammlungsbewegung mit unterschiedlichen Ansätzen, auseinandergehenden Vorstellungen, Brüchen und ständig neuen Anfängen.
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