Drei-Welten-Theorie
A: naẓarīyat al-‛awālim al-thalātha. – E: three worlds theory. – F: théorie des trois mondes. – R: teorija trech mir. – S: teoría de los tres mundos. – C: san'ge shijie huafen de lilun
Ingo Nentwig
HKWM 2, 1995, Spalten 830-834
Die DWT stützt sich auf eine Bemerkung Maos vom 22. Februar 1974 (im Gespräch mit dem sambischen Präsidenten K. Kaunda): »Meiner Meinung nach bilden die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion die Erste Welt – Japan, Europa und Kanada, die Kräfte der Mitte, gehören zur Zweiten Weit. Wir sind die Dritte Welt. […] Die Dritte Welt hat eine große Bevölkerung. Mit Ausnahme Japans gehört Asien zur Dritten Welt, und Lateinamerika ebenfalls.« Diese Äußerung wurde erst am 1.11. 1977 im Zentralorgan des ZK der KPCh Renmin Ribao veröffentlicht, doch zeigten sich Auswirkungen auf die chinesische Außenpolitik bereits in der Rede von Deng Xiaoping vor der UNO-Vollversammlung am 10.4.1974. Deng zitierte Maos Äußerung, ohne ihren Urheber zu nennen. Danach betonte er den politischen Kern der DWT: »Die beiden Supermächte, die USA und die Sowjetunion, trachten nach einer Vorherrschaft über den Erdball. Sie versuchen, jede auf ihre Weise, die Entwicklungsländer Asiens, Afrikas und Lateinamerikas unter ihre Kontrolle zu bringen, und zugleich die entwickelten Länder, die ihnen machtmäßig nicht gewachsen sind, zu tyrannisieren.«
De facto blieb die DWT nach Maos Tod ein taktisches außenpolitisches Konzept und wurde nicht zu einer Theorie, die auf einer konkreten Analyse beruht hätte. […] Zwei andere Grundelemente der DWT hingegen, die Orientierung auf die »Dritte Welt« und ihre nationalen Befreiungsbewegungen sowie der Widerstand gegen imperialistischen »Hegemonismus« usw., blieben für die chinesische Außenpolitik relevant.
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