Ich-AG

A: ‘anā šarikat al-musāhama. – E: me inc. – F: moi-sa. – R: Ja-Ao. – S: yo-sa. – C: yiren gufen gongsi 人股份公司

Matthias Kleyboldt

HKWM 6/I, 2004, Spalten 588-592

›I‹ bezeichnet ein in der BRD 2003 gesetzlich implementiertes arbeitsmarktpolitisches Instrument neoliberaler Politik in Gestalt staatlicher Anschubfinanzierung zur Selbstständigkeit. Damit sollten die Ausgaben für Langzeitarbeitslosigkeit und Sozialhilfe reduziert werden. Die ›I‹ wurde zu Hochzeiten der ›New Economy‹ von Unternehmensberatern und Trendforschern als zukunftsweisende, schöpferische und hochgradig lukrative Unternehmensform propagiert. Sie diente zur Beschreibung erfolgreicher ›start ups‹ v.a. in der IT- und Medienbranche, die mit ihrer flexibilisierten Arbeitsweise den urbanen Zeitgeist mitprägten. Das ›Ich‹ suggerierte Autonomie in der Lebensgestaltung, das Kürzel ›AG‹ sollte in Analogie zur Aktiengesellschaft die Ausrichtung am Gewinnstreben des shareholder-value-Kapitalismus nahe legen (vgl. Gerstenkamp 2003). Nach dem Zusammenbrechen des Neuen Marktes wurde der Term im sog. ›Hartz-Konzept‹ (Komm. Mod. Dienstl. 2002) umfunktioniert und zielte in der Folge auf die Lebenswelt von Menschen, die am unteren Ende der kapitalistischen Erfolgsskala stehen.

Aktiengesellschaft, Arbeitskraft, Arbeitslosigkeit, Arbeitsmarkt, Arbeitspolitik, Flexibilisierung, Fordismus, Grundsicherung, hochtechnologische Produktionsweise, homo oeconomicus, Ich, individuelle Reproduktion, Kommodifizierung, Lebensführung, Lebensweise/Lebensbedingungen, Menschenwürde, Mindestlohn, Neofordismus, Neoliberalismus, Postfordismus, Privatisierung, Segmentierung der Arbeiterklasse, sekundäre Ausbeutung, Selbstbestimmung, Selbstverwertung, Selbstverwirklichung, soziale Kosten, soziales System, Sozialfürsorge, Sozialliberalismus, Sozialpolitik, Sozialstaat, Telearbeit, Überarbeit, Unterkonsumtion, Wohlfahrtsstaat, Zwei-Drittel-Gesellschaft

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