Denkform

A: shakl al-tafkīr. – E: thought form. – F: forme de pensée. – R: obraz myšlenija. – S: forma de pensamiento. – C: siwei xingshi

Wolfgang Fritz Haug

HKWM 2, 1995, Spalten 589-600

D oder Bewusstseinsform ist einer der Formbegriffe, die Marx historisch-materialistisch reartikuliert, auch wenn er sie nicht eigens zum Untersuchungsgegenstand macht. Wenn er an Aristoteles rühmt, daß dieser (im 5. Buch der Nikomachischen Ethik) »die Wertform, wie so viele D.en, Gesellschaftsformen und Naturformen zuerst analysiert hat« (K I), so meldet sich darin zugleich der Anspruch an, solche Analysen auf eine völlig neue Grundlage gestellt zu haben.

Für Marx sind D.en spontane, unwillkürliche Bewusstseinsformen, die dem praktischen Verhalten in bestimmten Verhältnissen entspringen und denen bestimmte Praxisformen entsprechen. Insofern sie strukturell, also ›objektiv‹ determiniert sind, nennt Marx sie auch »objektive Gedankenformen« (vgl. K I). […]

Marx sieht, daß diese Formen eine institutionelle Festigkeit erhalten, die auch noch ihren Gegensatz prägen kann. […] Im Kapital heißt es dann »von allen Erscheinungsformen und ihrem verborgenen Hintergrund«: »Die ersteren reproduzieren sich unmittelbar spontan, als gang und gäbe D.en, der andre muß durch die Wissenschaft erst entdeckt werden.« (…)

Abbild, abstrakt/konkret, allgemeine Arbeit, Alltagsforschung, Alltagsverstand, Apathie im befehlsadministrativen Sozialismus, Assoziation, Automation, Bewußtsein, Camera obscura, Determinismus, Dialektik, Diskursanalyse, eingreifendes Denken, Empirie/Theorie, Feuerbach-Thesen, Form, Gleichgültigkeit, Habitus, Haltung, historische Individualitätsformen, Ideologietheorie, Kritik, objektive Gedankenform, Realabstraktion/Formalabstraktion, Sprache, Taylorismus, Überdeterminierung, Vergesellschaftung, Wertform

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