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flo
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christian
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 Die Denkbewegung, die Theorie und Kritik verbindet, bringt die Antagonismen der untersuchten Vergesellschaftungsform(en) auf den Begriff und fragt nach potenziellen Subjekten ihrer radikalen Veränderung. KT ist nach Horkheimers Auffassung »eine Theorie, die den geschichtlichen Prozess der Gegenwart nicht nur äußerlich beschreibt, sondern wirklich begreift und so zur umgestaltenden Kraft wird, auf die realen Kämpfe des Zeitalters einwirkt« (Schmidt 1968/1979). Schauplatz dieser Kämpfe sind die Transformationen der Klassengesellschaften, ihre Weltkriege und Vernichtungsexzesse, die das Projekt der vernünftigen Bemeisterung humaner und sozialer Reproduktion einen anscheinend mehr und mehr utopischen Charakter annehmen lassen. Die Denkbewegung, die Theorie und Kritik verbindet, bringt die Antagonismen der untersuchten Vergesellschaftungsform(en) auf den Begriff und fragt nach potenziellen Subjekten ihrer radikalen Veränderung. KT ist nach Horkheimers Auffassung »eine Theorie, die den geschichtlichen Prozess der Gegenwart nicht nur äußerlich beschreibt, sondern wirklich begreift und so zur umgestaltenden Kraft wird, auf die realen Kämpfe des Zeitalters einwirkt« (Schmidt 1968/1979). Schauplatz dieser Kämpfe sind die Transformationen der Klassengesellschaften, ihre Weltkriege und Vernichtungsexzesse, die das Projekt der vernünftigen Bemeisterung humaner und sozialer Reproduktion einen anscheinend mehr und mehr utopischen Charakter annehmen lassen.
  
-Grundlage der KT ist bis ca. Mitte der 1940er Jahre der [[h:historischer Materialismus|historische Materialismus]]. Dieser unterscheidet sich von anderen (natur- und geisteswissenschaftlichen) Theorietypen durch seine zweifache Reflexivität: Er thematisiert seine eigenen, historischen Entstehungsbedingungen und seine gegenwärtige und zukünftige »politische Praxis, die bewusst darauf abzielt, das bestehende <!--[-->[[i:Institution|Institution]]<!--]-->ensystem umzuwälzen« (Habermas 1971).+Grundlage der KT ist bis ca. Mitte der 1940er Jahre der [[h:historischer Materialismus|historische Materialismus]]. Dieser unterscheidet sich von anderen (natur- und geisteswissenschaftlichen) Theorietypen durch seine zweifache Reflexivität: Er thematisiert seine eigenen, historischen Entstehungsbedingungen und seine gegenwärtige und zukünftige »politische Praxis, die bewusst darauf abzielt, das bestehende <!--[-->[[i:Institution|Institutionen]]<!--]-->system umzuwälzen« (Habermas 1971).
  
 Zunächst bezeichnete Horkheimer die Grundlage der undogmatisch-marxistischen <!--[-->[[g:Gesellschaftstheorie|Gesellschaftstheorie]]<!--]--> des Frankfurter IfS noch als »Materialismus«, dem »die <!--[-->[[d:Dialektik|Dialektik]]<!--]--> nicht als abgeschlossen« gilt (GS 3). 1937 führte er dann den Namen »kritische Theorie« (im Unterschied zur »traditionellen«) ein (GS 4), um das Theorieprojekt einerseits vom autoritären Sozialismus abzugrenzen und andererseits Reizworte zu vermeiden, die der Arbeit des Instituts im antikommunistischen Umfeld des Exils unzuträglich sein konnten. Heute ist die Bezeichnung »kritische Theorie« zu einem Namen geworden, der für mehrere Spielarten des »westlichen Marxismus« (Merleau-Ponty 1955; Anderson 1978) verwendet wird. Wird die Schreibweise »Kritische Theorie« gewählt, so ist i.d.R. von Horkheimers »<!--[-->[[f:Frankfurter Schule|Frankfurter Schule]]<!--]-->« die Rede. Zunächst bezeichnete Horkheimer die Grundlage der undogmatisch-marxistischen <!--[-->[[g:Gesellschaftstheorie|Gesellschaftstheorie]]<!--]--> des Frankfurter IfS noch als »Materialismus«, dem »die <!--[-->[[d:Dialektik|Dialektik]]<!--]--> nicht als abgeschlossen« gilt (GS 3). 1937 führte er dann den Namen »kritische Theorie« (im Unterschied zur »traditionellen«) ein (GS 4), um das Theorieprojekt einerseits vom autoritären Sozialismus abzugrenzen und andererseits Reizworte zu vermeiden, die der Arbeit des Instituts im antikommunistischen Umfeld des Exils unzuträglich sein konnten. Heute ist die Bezeichnung »kritische Theorie« zu einem Namen geworden, der für mehrere Spielarten des »westlichen Marxismus« (Merleau-Ponty 1955; Anderson 1978) verwendet wird. Wird die Schreibweise »Kritische Theorie« gewählt, so ist i.d.R. von Horkheimers »<!--[-->[[f:Frankfurter Schule|Frankfurter Schule]]<!--]-->« die Rede.
  
-II. Seyla Benhabib (1986/1992) hat die Wandlungen der allzu pauschal unter dem Namen KT zusammengefassten theoretischen Ansätze der Frankfurter Schule untersucht. Im Anschluss an Jürgen Habermas nutzt sie deren schließliche Selbstaufhebung für feministischen Zweifel an marxistischer Gesellschaftstheorie. Sie unterscheidet drei Phasen der Entwicklung bis 1945, von denen nur die mittlere als »kT« (»kritisch« hier noch klein geschrieben) zu bezeichnen sei: die des »interdisziplinären Materialismus« 1932 bis 1937, die einer »kritischen Theorie« 1937 bis 1940 und die einer »Kritik der instrumentellen Vernunft« 1940 bis 1945. Jede dieser Phasen bringe zeitgeschichtliche Erfahrungen zum Ausdruck: Die <!--[-->[[a:Arbeiterbewegung|Arbeiterbewegung]]<!--]--> der Weimarer Republik, die Gesellschaftsstruktur der SU und der nazistische [[f:Faschismus]] führten jeweils zu »grundlegenden Veränderungen der Theorie; die Beziehung zwischen Theorie und Praxis, zwischen den Subjekten und den Adressaten der Theorie wurde neu bestimmt, während das Wechselverhältnis zwischen der Philosophie und den Einzelwissenschaften, zwischen KT und Marxismus begrifflich neu formuliert wurde« (...). Aufgrund der Erfahrungen mit dem Scheitern des sozialistischen Experiments und dem Sieg des europäischen Faschismus gehe der Weg der Kritik von der Aussichtslosigkeit, innerhalb des Bestehenden noch einen Standpunkt der Kritik zu finden, hin zur Aufgabe, »das radikal Neue und ganz Andere« zu denken (...).+II. Seyla Benhabib (1986/1992) hat die Wandlungen der allzu pauschal unter dem Namen KT zusammengefassten theoretischen Ansätze der Frankfurter Schule untersucht. Im Anschluss an Jürgen Habermas nutzt sie deren schließliche Selbstaufhebung für [[f:Feminismus|feministischen]] Zweifel an marxistischer Gesellschaftstheorie. Sie unterscheidet drei Phasen der Entwicklung bis 1945, von denen nur die mittlere als »kT« (»kritisch« hier noch klein geschrieben) zu bezeichnen sei: die des »interdisziplinären Materialismus« 1932 bis 1937, die einer »kritischen Theorie« 1937 bis 1940 und die einer »Kritik der instrumentellen Vernunft« 1940 bis 1945. Jede dieser Phasen bringe zeitgeschichtliche Erfahrungen zum Ausdruck: Die <!--[-->[[a:Arbeiterbewegung|Arbeiterbewegung]]<!--]--> der Weimarer Republik, die Gesellschaftsstruktur der SU und der <!--[-->[[n:Nazismus|nazistische]]<!--]--> [[f:Faschismus]] führten jeweils zu »grundlegenden Veränderungen der Theorie; die Beziehung zwischen Theorie und Praxis, zwischen den Subjekten und den Adressaten der Theorie wurde neu bestimmt, während das Wechselverhältnis zwischen der Philosophie und den Einzelwissenschaften, zwischen KT und Marxismus begrifflich neu formuliert wurde« (...). Aufgrund der Erfahrungen mit dem Scheitern des sozialistischen Experiments und dem Sieg des europäischen [[f:Faschismus]] gehe der Weg der Kritik von der Aussichtslosigkeit, innerhalb des Bestehenden noch einen Standpunkt der Kritik zu finden, hin zur Aufgabe, »das radikal Neue und ganz Andere« zu denken (...).
  
-➫ <!--[-->[[a:Anerkennung|Anerkennung]]<!--]-->, <!--[-->[[a:Antagonismus|Antagonismus]]<!--]-->, <!--[-->[[a:Antisemitismus|Antisemitismus]]<!--]-->, <!--[-->[[a:Ästhetik|Ästhetik]]<!--]-->, <!--[-->[[a:Aufklärung|Aufklärung]]<!--]-->, <!--[-->[[a:Auschwitz|Auschwitz]]<!--]-->, <!--[-->[[b:Bedürfnis|Bedürfnis]]<!--]-->, [[b:Begriff]], <!--[-->[[b:bestimmte Negation|bestimmte Negation]]<!--]-->, <!--[-->[[b:Bewußtsein|Bewusstsein]]<!--]-->, <!--[-->[[d:Destruktivkräfte|Destruktivkräfte]]<!--]-->, [[d:Dialektik]], <!--[-->[[d:dialektischer Materialismus|dialektischer Materialismus]]<!--]-->, <!--[-->[[d:Diskurstheorie|Diskurstheorie]]<!--]-->, <!--[-->[[e:eingreifendes Denken|eingreifendes Denken]]<!--]-->, <!--[-->[[e:Emanzipation|Emanzipation]]<!--]-->, <!--[-->[[e:Empirie/Theorie|Empirie/Theorie]]<!--]-->, <!--[-->[[e:Entfremdung|Entfremdung]]<!--]-->, [[e:Erfahrung]], [[e:Erkenntnis]], <!--[-->[[e:Erkenntnistheorie|Erkenntnistheorie]]<!--]-->, <!--[-->[[f:Film|Film]]<!--]-->, 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Produktivkräfte, Rationalismus, Rationalität, revolutionäres Subjekt, Revolutionstheorie, Sozialwissenschaften, Staatskapitalismus, staatsmonopolistischer Kapitalismus, Subjekt, System, Tauschwert, Theater, Theorie/Praxis, Totalitarismus, Totalität, Unbewusstes, Utopie, Verdinglichung, Vergesellschaftung, Vernunft, Vernunftkritik, Versöhnung, Ware, Wertgesetz, westlicher Marxismus, Widerspruch, Widerstand
  
  
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k/kritische_theorie.1520428761.txt.gz · Zuletzt geändert: 2018/03/07 14:19 von flo     Nach oben
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