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k:kindesmissbrauch [2015/03/26 23:07]
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k:kindesmissbrauch [2024/02/18 14:40] (aktuell)
christian
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-K‹ ist ein Unbegriff, da vom Missbrauch von [[k:Kinder, Kindheit|Kindern]] zu sprechen deren angemessenen ›Gebrauch‹ unterstellt. »Wenn einmal«, schreibt Rosa Luxemburg, »die Akten der Geschichte über die kapitalistische Gesellschaftsordnung geschlossen« werden – »am schwersten wird unter diesen Verbrechen [...] die Misshandlung der proletarischen Kinder wiegen« (1902). Sie verortet Kindesmisshandlung wie auch Engels (//Lage//) und Marx (//K I//) im Kontext des Gebrauchs fremder [[a:Arbeitskraft|Arbeitskräfte]] unter anderen als »den ihrer menschlichen Natur würdigsten und adäquatesten Bedingungen« (...). Im Laufe des 20. Jh. ist das Interesse am kapitalistischen Profitstreben als Triebkraft von K vom lüsternen Interesse an der sexuellen Trieb-Kraft verdrängt worden. Im Ergebnis ist alltagssprachlich die Bedeutung des sexuellen K dominant geworden. In dieser Verwendung kreuzen sich Diskurse von Inzest und Moral, Sexualität und [[j:Jugend]]schutz, Kinderhandel, Pornographie, Pädophilie und allgemeiner Lüsternheit, [[g:Gewalt]] gegen Kinder und [[f:Familie]]. Als ein solcher Knotenpunkt positioniert sich der Komplex im Zentrum der Reproduktion von Gesellschaft und spült privat gehaltene [[g:Gewohnheit|Gewohnheiten]] ins Öffentliche von Recht und Ordnung. In der Politik um K, die seit den 1980er Jahren in den westlichen Ländern in Form von [[k:Kampagne|Kampagnen]] betrieben wurde, bildeten sich merkwürdige Bündnisse. Im Zentrum steht nicht ein bestimmtes Bild von [[k:Kinder, Kindheit|Kindheit]], sondern eines von kindlicher und erwachsener Sexualität. So könnte man mit einem gewissen Recht behaupten, dass die Kampagnen gegen K dort ihren Ausgangspunkt nehmen, wo Sigmund Freud für die Behauptung, dass auch Kinder eine Sexualität hätten, //»im Psychiatrischen Verein [...] bei den Eseln eine eisige Aufnahme«// fand (an Wilhelm Fließ, 26.4.1896). »Wenn er von der Verführung der Kinder durch die Erwachsenen spricht, gibt es im Saal einen regelrechten Aufschrei der Entrüstung.« (Sartre, //Freud//)+K‹ ist ein Unbegriff, da vom Missbrauch von [[k:Kinder, Kindheit|Kindern]] zu sprechen deren angemessenen ›Gebrauch‹ unterstellt. »Wenn einmal«, schreibt Rosa Luxemburg, »die Akten der Geschichte über die kapitalistische Gesellschaftsordnung geschlossen« werden – »am schwersten wird unter diesen Verbrechen [...] die Misshandlung der proletarischen Kinder wiegen« (1902). Sie verortet Kindesmisshandlung wie auch Engels (//Lage//) und Marx (//K I//) im Kontext des Gebrauchs fremder [[a:Arbeitskraft|Arbeitskräfte]] unter anderen als »den ihrer menschlichen Natur würdigsten und adäquatesten Bedingungen« (...). Im Laufe des 20. Jh. ist das Interesse am kapitalistischen Profitstreben als Triebkraft von K vom lüsternen Interesse an der sexuellen Trieb-Kraft verdrängt worden. Im Ergebnis ist alltagssprachlich die Bedeutung des sexuellen K dominant geworden. In dieser Verwendung kreuzen sich Diskurse von Inzest und <!--[-->[[m:Moral|Moral]]<!--]-->, Sexualität und [[j:Jugend]]schutz, Kinderhandel, Pornographie, Pädophilie und allgemeiner Lüsternheit, [[g:Gewalt]] gegen Kinder und [[f:Familie]]. Als ein solcher Knotenpunkt positioniert sich der Komplex im Zentrum der Reproduktion von Gesellschaft und spült privat gehaltene [[g:Gewohnheit|Gewohnheiten]] ins Öffentliche von Recht und Ordnung. In der Politik um K, die seit den 1980er Jahren in den westlichen Ländern in Form von [[k:Kampagne|Kampagnen]] betrieben wurde, bildeten sich merkwürdige Bündnisse. Im Zentrum steht nicht ein bestimmtes Bild von [[k:Kinder, Kindheit|Kindheit]], sondern eines von kindlicher und erwachsener Sexualität. So könnte man mit einem gewissen Recht behaupten, dass die Kampagnen gegen K dort ihren Ausgangspunkt nehmen, wo Sigmund Freud für die Behauptung, dass auch Kinder eine Sexualität hätten, //»im Psychiatrischen Verein [...] bei den Eseln eine eisige Aufnahme«// fand (an Wilhelm Fließ, 26.4.1896). »Wenn er von der Verführung der Kinder durch die Erwachsenen spricht, gibt es im Saal einen regelrechten Aufschrei der Entrüstung.« (Sartre, //Freud//)
  
-Kindliche Sexualität aus der Verdrängung seitens bürgerlicher Sexualmoral zu ›befreien‹ war eines der Ziele der 1968er-Bewegung. In den Kampagnen gegen K überlagert sich konservative Moral mit dem Bestreben, das Rad der Entwicklung hinter ‘68 zurückzudrehen, und dem Einklagen von Kinder- und Jugendrechten. Zugleich sind sie vor dem Hintergrund des Übergangs zur informationstechnologisch grundierten [[g:Globalisierung]] der Märkte und der Abkehr von der im fordistischen Nationalstaat herrschenden uniformen Normalisierung zu verstehen. +Kindliche Sexualität aus der Verdrängung seitens bürgerlicher Sexualmoral zu ›befreien‹ war eines der Ziele der 1968er-Bewegung. In den Kampagnen gegen K überlagert sich konservative Moral mit dem Bestreben, das Rad der Entwicklung hinter ‘68 zurückzudrehen, und dem Einklagen von Kinder- und Jugendrechten. Zugleich sind sie vor dem Hintergrund des Übergangs zur informationstechnologisch grundierten [[g:Globalisierung]] der Märkte und der Abkehr von der im fordistischen <!--[-->[[n:Nationalstaat]]<!--]--> herrschenden uniformen Normalisierung zu verstehen. 
    
  
-➫ [[a:antiautoritäre Bewegung]], [[b:Bedürfnis]], [[b:Befreiung]], [[d:Dispositiv]], [[e:Erinnerung]], [[e:Erinnerungsarbeit]], [[f:Familie]], [[f:Feminismus]], [[f:Finanzkapital]], [[f:Finanzmärkte]], [[f:Frauenbewegung]], [[f:Frauenhäuser]], [[f:Freudomarxismus]], [[g:Geschlechterverhältnisse]], [[g:Gewalt]], [[h:hochtechnologische Produktionsweise]], [[k:Kampagne]], [[k:Kinder, Kindheit|Kinder/Kindheit]], [[k:Kinderarbeit]], Lust, <!--[-->[[m:Männlichkeit|Männlichkeit]]<!--]-->, Moral, Opfer, Organhandel, Pornographie, privat/öffentlich, Prostitution, Psychoanalyse, Selbstbestimmung, Sexualität, sexuelle Befreiung, Vergewaltigung, Weltmarkt +➫ [[a:antiautoritäre Bewegung]], [[b:Bedürfnis]], [[b:Befreiung]], [[d:Dispositiv]], [[e:Erinnerung]], [[e:Erinnerungsarbeit]], [[f:Familie]], [[f:Feminismus]], [[f:Finanzkapital]], [[f:Finanzmärkte]], [[f:Frauenbewegung]], [[f:Frauenhäuser]], [[f:Freudomarxismus]], [[g:Geschlechterverhältnisse]], [[g:Gewalt]], [[h:hochtechnologische Produktionsweise]], [[k:Kampagne]], [[k:Kinder, Kindheit|Kinder/Kindheit]], [[k:Kinderarbeit]],  <!--[-->[[m:Männlichkeit|Männlichkeit]]<!--]-->, [[m:Moral]], Opfer, Organhandel, Pornographie, privat/öffentlich, Prostitution, Psychoanalyse, Selbstbestimmung, Sexualität, sexuelle Befreiung, Vergewaltigung, Weltmarkt 
    
  

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k/kindesmissbrauch.txt · Zuletzt geändert: 2024/02/18 14:40 von christian     Nach oben
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