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christian
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-IK heißt [[b:Bewegung]] von Warenkapital, [[g:Geld]]kapital (Portfolioinvestitionen, zinstragendes und [[f:fiktives Kapital]]) und Produktionskapital (Direktinvestitionen) über nationalstaatliche Grenzen hinweg. Die iK ist keine neue Erscheinung, aber seit den 1980er Jahren unter dem [[b:Begriff]] [[g:Globalisierung]] zu einem der wichtigsten politischen Themen geworden. Diejenigen, die Einfluss auf die internationalen [[k:Kapital]]ströme haben, Produktions- und Dienstleistungsunternehmen sowie [[b:Bank]]en, befürworten sie enthusiastisch und werden nicht müde, ihre Ausweitung zu propagieren. Die Mehrheit der abhängig Beschäftigten in den Industrieländern wie in den Peripherien sowie die in Subsistenzwirtschaften lebenden Menschen fürchten dagegen, dass zunehmende und unregulierte iK ihre jetzt schon prekäre wirtschaftliche Lage weiter verschlechtert und ihre Position gegenüber dem Kapital im [[k:Klassenkampf]] deutlich schwächt. Befürchtet wird darüber hinaus die [[e:Eros]]ion demokratischer Prinzipien in Wirtschaft und [[g:Gesellschaft]], die Aushöhlung von Menschenrechten, eine Verschärfung der Verteilungsungerechtigkeit in und zwischen den Nationen und eine Zunahme der Umweltzerstörung (Beck 1998; Enquete-Kommission 2002).  +IK heißt [[b:Bewegung]] von Warenkapital, [[g:Geld]]kapital (Portfolioinvestitionen, zinstragendes und [[f:fiktives Kapital]]) und Produktionskapital (Direktinvestitionen) über nationalstaatliche Grenzen hinweg. Die iK ist keine neue Erscheinung, aber seit den 1980er Jahren unter dem Begriff [[g:Globalisierung]] zu einem der wichtigsten politischen Themen geworden. Diejenigen, die Einfluss auf die internationalen [[k:Kapital]]ströme haben, Produktions- und Dienstleistungsunternehmen sowie [[b:Bank|Banken]], befürworten sie enthusiastisch und werden nicht müde, ihre Ausweitung zu propagieren. Die Mehrheit der abhängig Beschäftigten in den Industrieländern wie in den Peripherien sowie die in Subsistenzwirtschaften lebenden Menschen fürchten dagegen, dass zunehmende und unregulierte iK ihre jetzt schon prekäre wirtschaftliche Lage weiter verschlechtert und ihre Position gegenüber dem Kapital im [[k:Klassenkampf]] deutlich schwächt. Befürchtet wird darüber hinaus die Erosion demokratischer Prinzipien in Wirtschaft und [[g:Gesellschaft]], die Aushöhlung von <!--[-->[[m:Menschenrechte|Menschenrechten]]<!--]-->, eine Verschärfung der Verteilungsungerechtigkeit in und zwischen den <!--[-->[[n:Nation|Nationen]]<!--]--> und eine Zunahme der Umweltzerstörung (Beck 1998; Enquete-Kommission 2002). 
- Mit dem Begriff der Globalisierung wird suggeriert, der [[k:Kapitalismus]] sei mit dem Wachstum der iK in eine qualitativ neue Periode eingetreten (vgl. Beck 1998). Doch werden auch Zweifel an dieser Vorstellung formuliert: Paul Hirst und Graham Thompson (1996; 1998) belegen, dass der Anteil des Außenhandels am Bruttoinlandsprodukt vor dem Ersten Weltkrieg bereits höher lag als in den 1990er Jahren, dass internationales Kapital in den führenden Ökonomien zwischen 1905 und 1914 stark verwoben war und multinationale Konzerne auch damals bereits verbreitet waren. Zu Beginn wie am Ende des 20. Jh. sind letztere mit nur wenigen Ausnahmen eindeutig einem [[h:Heimat]]land zuzuordnen und nach wie vor vornehmlich in einer kleinen Anzahl von Ländern oder innerhalb eines Wirtschaftsblocks aktiv (vgl. Kisker 1999). Auch Eric Hobsbawm bestreitet die These einer neuartigen Qualität der internationalen Wirtschaftsbeziehungen; die [[g:Geschichte]] der Weltwirtschaft sei »seit der industriellen Revolution [...] die [...] eines immer schnelleren technologischen [[f:Fortschritt]]s, eines ständigen, wenn auch ungleichen Wirtschaftswachstums und einer zunehmenden ›Globalisierung‹ – also die Geschichte einer zunehmend komplizierten und weltweiten [[a:Arbeitsteilung]] und eines immer dichter werdenden Netzwerks aus Güterströmen und Tauschbeziehungen, das jeden einzelnen Bereich der Weltwirtschaft zu einem globalen System verband.« (1995)  + 
- Wie die [[k:Konkurrenz]] »historisch als Auflösung von Zunftzwang, Regierungsmaßregelung, innren Zöllen und dergleichen innerhalb eines Landes erscheint«, so »auf dem Weltmarkt als [[a:Aufhebung]] von Absperrung, Prohibition oder Protektion«, die der Marx der //Grundrisse// noch fälschlich den »dem Kapital vorhergehenden Produktionsstufen« zuordnet (…). Mit vollem Recht jedoch wehrt sich Marx dagegen, im historischen Rückblick bewusstlos den kapitalistischen Standpunkt einzunehmen. Stattdessen gilt es zu sehen, dass, was fürs Kapital Schranke ist, »für frühere Produktionsweisen immanente Grenze war, worin sie sich naturgemäß entwickelten und bewegten. Schranken werden diese Grenzen erst, nachdem die Produktivkräfte und Verkehrsverhältnisse sich hinreichend entwickelt, damit das Kapital als solches beginnen konnte, als das regelnde Prinzip der Produktion aufzutreten. Die Grenzen, die es niederriss, waren Schranken für seine Bewegung, [[e:Entwicklung]], Verwirklichung. Es hob damit keineswegs alle Grenzen auf, noch alle Schranken; sondern nur die ihm nicht entsprechenden Grenzen [...]. Innerhalb seiner eignen Grenzen – sosehr sie von einem höhern Gesichtspunkt aus als Schranken der Produktion erscheinen und als solche durch seine eigne historische Entwicklung gesetzt werden – fühlt es sich frei, schrankenlos, d.h. nur durch sich selbst, nur durch seine eignen Lebensbedingungen begrenzt.« (…) Wenn Marx in der Theorie von den faktisch fortexistierenden Bewegungsbeschränkungen des Kapitals absieht, so tut er dies angesichts dessen, »dass die tiefsten ökonomischen Denker, wie Ricardo z.B., die absolute [[h:Herrschaft]] der freien Konkurrenz //voraussetzen,// um die adäquaten Gesetze des Kapitals –die zugleich als die es beherrschenden vitalen Tendenzen erscheinen – studieren und formulieren zu können« (…).  +Mit dem Begriff der Globalisierung wird suggeriert, der [[k:Kapitalismus]] sei mit dem Wachstum der iK in eine qualitativ neue Periode eingetreten (vgl. Beck 1998). Doch werden auch Zweifel an dieser Vorstellung formuliert: Paul Hirst und Graham Thompson (1996; 1998) belegen, dass der Anteil des Außenhandels am Bruttoinlandsprodukt vor dem Ersten Weltkrieg bereits höher lag als in den 1990er Jahren, dass internationales Kapital in den führenden Ökonomien zwischen 1905 und 1914 stark verwoben war und multinationale Konzerne auch damals bereits verbreitet waren. Zu Beginn wie am Ende des 20. Jh. sind letztere mit nur wenigen Ausnahmen eindeutig einem [[h:Heimat]]land zuzuordnen und nach wie vor vornehmlich in einer kleinen Anzahl von Ländern oder innerhalb eines Wirtschaftsblocks aktiv (vgl. Kisker 1999). Auch Eric Hobsbawm bestreitet die These einer neuartigen Qualität der internationalen Wirtschaftsbeziehungen; die [[g:Geschichte]] der Weltwirtschaft sei »seit der industriellen Revolution [...] die [...] eines immer schnelleren technologischen [[f:Fortschritt|Fortschritts]], eines ständigen, wenn auch ungleichen Wirtschaftswachstums und einer zunehmenden ›Globalisierung‹ – also die Geschichte einer zunehmend komplizierten und weltweiten [[a:Arbeitsteilung]] und eines immer dichter werdenden Netzwerks aus Güterströmen und Tauschbeziehungen, das jeden einzelnen Bereich der Weltwirtschaft zu einem globalen System verband.« (1995) 
- Bereits zu Beginn der kapitalistischen Entwicklung gab es technische Voraussetzungen und Regeln für den internationalen Warenaustausch. Aber erst die Durchsetzung internationaler Rechtsnormen und v.a. die Revolutionierung der internationalen [[k:Kommunikation]]smittel seit dem 19. Jh., u.a. der Eisenbahn, der Dampfschifffahrt und der Telekommunikation, schufen günstige Voraussetzung für weltweiten [[h:Handel]] und Direktinvestitionen. Ihre Weiterentwicklung ermöglichte kalkulierbaren Waren- und Geldkapitalexport und schließlich die Internationalisierung der Produktion. Das Kapital schuf sich auf diese Weise, unterstützt durch die Regierungen, die Möglichkeiten zur Expansion auf den Weltmarkt selbst. + 
 +Wie die [[k:Konkurrenz]] »historisch als Auflösung von Zunftzwang, Regierungsmaßregelung, innren Zöllen und dergleichen innerhalb eines Landes erscheint«, so »auf dem Weltmarkt als [[a:Aufhebung]] von Absperrung, Prohibition oder Protektion«, die der Marx der //Grundrisse// noch fälschlich den »dem Kapital vorhergehenden Produktionsstufen« zuordnet (…). Mit vollem Recht jedoch wehrt sich Marx dagegen, im historischen Rückblick bewusstlos den kapitalistischen Standpunkt einzunehmen. Stattdessen gilt es zu sehen, dass, was fürs Kapital Schranke ist, »für frühere Produktionsweisen immanente Grenze war, worin sie sich naturgemäß entwickelten und bewegten. Schranken werden diese Grenzen erst, nachdem die Produktivkräfte und Verkehrsverhältnisse sich hinreichend entwickelt, damit das Kapital als solches beginnen konnte, als das regelnde Prinzip der Produktion aufzutreten. Die Grenzen, die es niederriss, waren Schranken für seine Bewegung, [[e:Entwicklung]], Verwirklichung. Es hob damit keineswegs alle Grenzen auf, noch alle Schranken; sondern nur die ihm nicht entsprechenden Grenzen [...]. Innerhalb seiner eignen Grenzen – sosehr sie von einem höhern Gesichtspunkt aus als Schranken der Produktion erscheinen und als solche durch seine eigne historische Entwicklung gesetzt werden – fühlt es sich frei, schrankenlos, d.h. nur durch sich selbst, nur durch seine eignen <!--[-->[[l:Lebensweise, Lebensbedingungen|Lebensbedingungen]]<!--]--> begrenzt.« (…) Wenn Marx in der Theorie von den faktisch fortexistierenden Bewegungsbeschränkungen des Kapitals absieht, so tut er dies angesichts dessen, »dass die tiefsten ökonomischen Denker, wie Ricardo z.B., die absolute [[h:Herrschaft]] der freien Konkurrenz //voraussetzen//um die adäquaten Gesetze des Kapitals – die zugleich als die es beherrschenden vitalen Tendenzen erscheinen – studieren und formulieren zu können« (…). 
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 +Bereits zu Beginn der kapitalistischen Entwicklung gab es technische Voraussetzungen und Regeln für den internationalen Warenaustausch. Aber erst die Durchsetzung internationaler Rechtsnormen und v.a. die Revolutionierung der internationalen [[k:Kommunikation|Kommunikations]]mittel seit dem 19. Jh., u.a. der Eisenbahn, der Dampfschifffahrt und der Telekommunikation, schufen günstige Voraussetzung für weltweiten [[h:Handel]] und Direktinvestitionen. Ihre Weiterentwicklung ermöglichte kalkulierbaren Waren- und Geldkapitalexport und schließlich die Internationalisierung der Produktion. Das Kapital schuf sich auf diese Weise, unterstützt durch die Regierungen, die Möglichkeiten zur Expansion auf den Weltmarkt selbst. 
    
  
-➫ [[a:Akkumulation]], [[b:Börse]],  [[e:Entbettung]],  [[e:Enteignung]],  [[f:fiktives Kapital]],  [[f:Finanzkapital]], [[f:Finanzkrise]],  [[f:Finanzmärkte]],  [[f:Freihandel]],  [[g:Geld]],  [[g:Globalisierung]],  [[h:Handel]], [[i:Imperialismus]],  [[i:internationale Arbeitsteilung]],  [[k:Kapital]],  [[k:Kapitalismen]], [[k:klassische politische Ökonomie]],  [[k:Konkurrenz]],  [[k:Konzentration und Zentralisation des Kapitals]],  [[k:Kredit]],  [[k:Krise]],  Krisentheorien,  Monopol, neo[[k:klassisch]]politische Ökonomie,  Peripherie/Zentrum, Produktivität,  Profitrate,  Regulation,  Ricardianismus, Schuldenkrise,  Spekulation,  Staatsschuld,  Tausch,  transnationaler [[k:Kapitalismus]],  Überakkumulation,  ungleiche [[e:Entwicklung]],  ungleicher Tausch,  Weltgeld,  Weltmarkt,  Wert,  Wirtschaftskrise,  Zentralbank, Zins +➫ [[a:Akkumulation]], [[b:Börse]],  [[e:Entbettung]],  [[e:Enteignung]],  [[f:fiktives Kapital]],  [[f:Finanzkapital]], [[f:Finanzkrise]],  [[f:Finanzmärkte]],  [[f:Freihandel]],  [[g:Geld]],  [[g:Globalisierung]],  [[h:Handel]], [[i:Imperialismus]],  [[i:internationale Arbeitsteilung]],  [[k:Kapital]],  [[k:Kapitalismen]], [[k:klassische politische Ökonomie]],  [[k:Konkurrenz]],  [[k:Konzentration und Zentralisation des Kapitals]],  [[k:Kredit]],  [[k:Krise]],  <!--[-->[[k:Krisentheorien|Krisentheorien]]<!--]-->,  <!--[-->[[m:Monopol|Monopol]]<!--]-->, neoklassische politische Ökonomie,  Peripherie/Zentrum, Produktivität,  Profitrate,  Regulation,  Ricardianismus, Schuldenkrise,  Spekulation,  Staatsschuld,  Tausch,  transnationaler Kapitalismus,  Überakkumulation,  ungleiche Entwicklung,  ungleicher Tausch,  Weltgeld,  Weltmarkt,  Wert,  Wirtschaftskrise,  Zentralbank, Zins 
    
  
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