Unterschiede

Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen gezeigt.

Link zu dieser Vergleichsansicht

i:intellektuelle_eigentumsrechte [2015/04/08 12:57]
christian
i:intellektuelle_eigentumsrechte [2024/02/16 00:13] (aktuell)
christian
Zeile 7: Zeile 7:
 HKWM 6/II, 2004, Spalten 1287-1295 HKWM 6/II, 2004, Spalten 1287-1295
  
-Der Begriff bezeichnet verschiedene Rechtsformen in Bezug auf sog. »[[immaterielle Güter/immaterieller Schaden|Immaterialgüter]]« (dt. Urheberrecht). Die iER waren in jeder Periode kapitalistischer Entwicklung umkämpft und mussten immer wieder neu definiert werden. Im globalisierten und ›wissensbasierten‹ High-Tech-Kapitalismus aber gewinnen sie zentrale Bedeutung für die Kapitalverwertung. Akkumuliertes Wissen als Produkt »[[a:allgemeine Arbeit|allgemeiner Arbeit]]« (Marx) wird in und durch iER vom [[k:Kapital]] privat angeeignet: »Während verwertungsrelevantes Wissen immer stärker in komplexen gesellschaftlichen Systemen erzeugt wird, wächst zugleich das Bestreben zu dessen Privatisierung und Monopolisierung in der Hand einzelner Unternehmen« (Hirsch 2001). IER sind die Basis von [[e:Extraprofit|Extraprofiten]] (aufgrund überdurchschnittlicher Produktivität dank exklusiv genutztem Wissen) und von hiervon abgeleiteten ›[[i:Informationsrente|Informationsrenten]]‹ (durch Lizenzen etc.). Ideologisch flankiert von der neoliberalen [[e:Eigentum]]stheorie (North 1981) sollen sie die Ausdehnung der Warenform auf Natur und Gesellschaft vorantreiben. Uralte Pflanzen- und Saatgutkenntnisse werden vom Kapital angeeignet, Teile des menschlichen Genoms patentiert, universitäre Forschung dem Profitstreben untergeordnet. Der Oberste Gerichtshof der USA beschloss in den 1980ern, entdeckte Lebenszusammenhänge als ›Erfindungen‹ anzusehen, auf die Patente erteilt werden können (Boyle 1986).+Der Begriff bezeichnet verschiedene Rechtsformen in Bezug auf sog. »[[immaterielle Güter/immaterieller Schaden|Immaterialgüter]]« (dt. Urheberrecht). Die iER waren in jeder Periode kapitalistischer Entwicklung umkämpft und mussten immer wieder neu definiert werden. Im globalisierten und ›wissensbasierten‹ High-Tech-Kapitalismus aber gewinnen sie zentrale Bedeutung für die Kapitalverwertung. Akkumuliertes Wissen als Produkt »[[a:allgemeine Arbeit|allgemeiner Arbeit]]« (Marx) wird in und durch iER vom [[k:Kapital]] privat angeeignet: »Während verwertungsrelevantes Wissen immer stärker in komplexen gesellschaftlichen Systemen erzeugt wird, wächst zugleich das Bestreben zu dessen Privatisierung und <!--[-->[[m:Monopol|Monopolisierung]]<!--]--> in der Hand einzelner Unternehmen« (Hirsch 2001). IER sind die Basis von [[e:Extraprofit|Extraprofiten]] (aufgrund überdurchschnittlicher Produktivität dank exklusiv genutztem Wissen) und von hiervon abgeleiteten ›[[i:Informationsrente|Informationsrenten]]‹ (durch Lizenzen etc.). Ideologisch flankiert von der neoliberalen [[e:Eigentum]]stheorie (North 1981) sollen sie die Ausdehnung der Warenform auf Natur und Gesellschaft vorantreiben. Uralte Pflanzen- und Saatgutkenntnisse werden vom Kapital angeeignet, Teile des menschlichen Genoms patentiert, universitäre Forschung dem Profitstreben untergeordnet. Der Oberste Gerichtshof der USA beschloss in den 1980ern, entdeckte Lebenszusammenhänge als ›Erfindungen‹ anzusehen, auf die Patente erteilt werden können (Boyle 1986).
  
 Der Anwendungsbereich solcher iER wird etwa über das Abkommen zu den Trade Related Intellectual Property Rights (TRIPS) im Rahmen der WTO global ausgeweitet, mit der Folge, innerkapitalistische Konflikte, [[k:Klassenkampf|Klassenkämpfe]] und internationale Auseinandersetzungen unter den fortgeschrittenen kapitalistischen Ökonomien sowie zwischen diesen und Staaten des Trikonts zu akzentuieren. So widersetzen sich indigene [[b:Bauern]] und US-Farmer dem Druck zur Verwendung genmanipulierten Hybridsaatguts; mittelamerikanische Ureinwohner kämpfen gegen Biopiraterie (Patentierung einheimischer Pflanzen durch Firmen aus den Industriestaaten); die südafrikanische Regierung wendet sich gegen Monopolpreise patentgeschützter [[h:HIV, AIDS|AIDS]]-Medikamente; Medienkonzerne führen ›Copy Fights‹ gegen [[i:Internet]]-Tauschbörsen und [[h:Hacker]]; und das Free Software Movement setzt sich gegen Monopolisierung und für offene Codes ein. Für die [[b:Bourgeoisie]] ist der Kampf um die [[d:Definition]] der iER auch ein Kampf um [[h:Hegemonie]], sofern nämlich die kommerzielle [[a:Aneignung]] und Monopolisierung gesellschaftlichen Wissens durch Privatunternehmen als der ›[[g:gerechter Lohn|gerechte Lohn]]‹ für intellektuelle Arbeit dargestellt wird, die vor parasitärem Freibeuterkapital und Konsumentendiebstahl geschützt werden müsse. Ihre Gegner fordern dagegen iE-Ordnungen, die indigenen Völkern die Verfügung über ihr traditionelles Wissen garantieren, Produzenten freier Software vor Blockierungs- und Aneignungsversuchen der Softwaremonopole schützen etc. Auf globaler Ebene konzentrieren sich die Konflikte auf die Verhandlungen über das TRIPS-Abkommen, das sich mit Gramsci als »Instrument zur Anpassung der Zivilgesellschaft an die ökonomische Struktur« fassen lässt (//Gef//).  Der Anwendungsbereich solcher iER wird etwa über das Abkommen zu den Trade Related Intellectual Property Rights (TRIPS) im Rahmen der WTO global ausgeweitet, mit der Folge, innerkapitalistische Konflikte, [[k:Klassenkampf|Klassenkämpfe]] und internationale Auseinandersetzungen unter den fortgeschrittenen kapitalistischen Ökonomien sowie zwischen diesen und Staaten des Trikonts zu akzentuieren. So widersetzen sich indigene [[b:Bauern]] und US-Farmer dem Druck zur Verwendung genmanipulierten Hybridsaatguts; mittelamerikanische Ureinwohner kämpfen gegen Biopiraterie (Patentierung einheimischer Pflanzen durch Firmen aus den Industriestaaten); die südafrikanische Regierung wendet sich gegen Monopolpreise patentgeschützter [[h:HIV, AIDS|AIDS]]-Medikamente; Medienkonzerne führen ›Copy Fights‹ gegen [[i:Internet]]-Tauschbörsen und [[h:Hacker]]; und das Free Software Movement setzt sich gegen Monopolisierung und für offene Codes ein. Für die [[b:Bourgeoisie]] ist der Kampf um die [[d:Definition]] der iER auch ein Kampf um [[h:Hegemonie]], sofern nämlich die kommerzielle [[a:Aneignung]] und Monopolisierung gesellschaftlichen Wissens durch Privatunternehmen als der ›[[g:gerechter Lohn|gerechte Lohn]]‹ für intellektuelle Arbeit dargestellt wird, die vor parasitärem Freibeuterkapital und Konsumentendiebstahl geschützt werden müsse. Ihre Gegner fordern dagegen iE-Ordnungen, die indigenen Völkern die Verfügung über ihr traditionelles Wissen garantieren, Produzenten freier Software vor Blockierungs- und Aneignungsversuchen der Softwaremonopole schützen etc. Auf globaler Ebene konzentrieren sich die Konflikte auf die Verhandlungen über das TRIPS-Abkommen, das sich mit Gramsci als »Instrument zur Anpassung der Zivilgesellschaft an die ökonomische Struktur« fassen lässt (//Gef//). 
    
  
-➫ [[a:allgemeine Arbeit]],  [[a:Aneignung]], [[b:Besitz/Eigentum]],  [[e:Eigentum]],  [[e:Extraprofit]],  [[f:faux frais]],  [[f:Fetischcharakter der Ware]],  [[f:formelle/reelle Subsumtion]],  [[g:Gebrauchswert]],  [[g:Geheimnis]], [[g:geistige und körperliche Arbeit]],  [[g:general intellect]],  [[g:gerechter Lohn]], [[h:Hacker]],  [[h:hochtechnologische Produktionsweise]],  [[i:immateriell]], [[i:immaterielle Arbeit]],  [[i:immaterielle Güter/immaterieller Schaden]], [[i:Information]],  [[i:informationelle Revolution]],  [[i:Informationsarbeiter]], [[i:Informationsrente]],  [[i:Innovation]],  [[i:Internet]],  [[i:Inwertsetzung]], [[k:Kommodifizierung]],  Mehrwert,  Monopol,  moralischer Verschleiß, Neoliberalismus,  neue internationale Informationsordnung, Privateigentum,  Produktionsverhältnisse,  produktive/unproduktive Arbeit,  Produktivkraftentwicklung,  public domain,  Recht, Rechtssubjekt,  Tauschwert,  Ware,  Warenästhetik,  Wertform,  Wissen, Wissenschaft,  Zensur +➫ [[a:allgemeine Arbeit]],  [[a:Aneignung]], [[b:Besitz/Eigentum]],  [[e:Eigentum]],  [[e:Extraprofit]],  [[f:faux frais]],  [[f:Fetischcharakter der Ware]],  [[f:formelle/reelle Subsumtion]],  [[g:Gebrauchswert]],  [[g:Geheimnis]], [[g:geistige und körperliche Arbeit]],  [[g:general intellect]],  [[g:gerechter Lohn]], [[h:Hacker]],  [[h:hochtechnologische Produktionsweise]],  [[i:immateriell]], [[i:immaterielle Arbeit]],  [[i:immaterielle Güter/immaterieller Schaden]], [[i:Information]],  [[i:informationelle Revolution]],  [[i:Informationsarbeiter]], [[i:Informationsrente]],  [[i:Innovation]],  [[i:Internet]],  [[i:Inwertsetzung]], [[k:Kommodifizierung]],  <!--[-->[[m:Mehrwert|Mehrwert]]<!--]-->,  [[m:Monopol]],  [[m:moralischer Verschleiß]], Neoliberalismus,  neue internationale Informationsordnung, Privateigentum,  Produktionsverhältnisse,  produktive/unproduktive Arbeit,  Produktivkraftentwicklung,  public domain,  Recht, Rechtssubjekt,  Tauschwert,  Ware,  Warenästhetik,  Wertform,  Wissen, Wissenschaft,  Zensur 
    
  

Übersicht

Dies ist eine Übersicht über alle vorhandenen Seiten und Namensräume.

Seiteaktionen
Wikiaktionen
Benutzeraktionen
Andere aktionen
 
InkriT Spende/Donate     Kontakt und Impressum: Berliner Institut für kritische Theorie e.V., c/o Tuguntke, Rotdornweg 7, 12205 Berlin
i/intellektuelle_eigentumsrechte.1428490644.txt.gz · Zuletzt geändert: 2015/04/08 12:57 von christian     Nach oben
Recent changes RSS feed Powered by PHP Valid XHTML 1.0 Valid CSS Driven by DokuWiki Design by Chirripó