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 Der polare [[g:Gegensatz]] i/a bildet ein besonders eingängiges Element einer Weltauslegung, die einem binären Code folgt. Zwar soll laut Kaulbach die philosophische Sprache mit diesen topischen <!--[-->[[m:Metapher|Metaphern]]<!--]--> einen »nicht-räumlichen Sinn« verbinden, doch schon bei Kant beobachtet derselbe Autor »eine merkwürdige Verflechtung von räumlicher und nicht räumlicher Bedeutung« (1971). Seine suggestive [[e:Evidenz]] bezieht das Paar ›i/a‹ sowohl von natürlichen (Organismen) und kulturellen Strukturen (Bauten), die sich ›körperlich‹ von ihrer Umwelt abschließen, als auch von [[i:Institution|Institutionen]], die sich ›körperschaftlich‹, durch soziale Mechanismen der Einschließung/Ausschließung und ideologische Rituale der Initiation abgrenzen. Allgemein gilt, »dass die Organisation und die Erhaltung der Grenze zwischen innen und außen für das Lebendige die Grundoperation seiner Selbsterhaltung ist« (List 2001). – Die Ausdrücke ›i‹ und ›a‹ befestigen – wie die anderen polaren Metaphern – ihre ›Selbstverständlichkeit‹ dadurch, dass sie tautologisch als Negation ihrer Negation auftreten: die »falschen Evidenzen«, die sie erzeugen, »sind von der Art, dass das Äußere nicht innen ist und umgekehrt« (Haug 1985). Der polare [[g:Gegensatz]] i/a bildet ein besonders eingängiges Element einer Weltauslegung, die einem binären Code folgt. Zwar soll laut Kaulbach die philosophische Sprache mit diesen topischen <!--[-->[[m:Metapher|Metaphern]]<!--]--> einen »nicht-räumlichen Sinn« verbinden, doch schon bei Kant beobachtet derselbe Autor »eine merkwürdige Verflechtung von räumlicher und nicht räumlicher Bedeutung« (1971). Seine suggestive [[e:Evidenz]] bezieht das Paar ›i/a‹ sowohl von natürlichen (Organismen) und kulturellen Strukturen (Bauten), die sich ›körperlich‹ von ihrer Umwelt abschließen, als auch von [[i:Institution|Institutionen]], die sich ›körperschaftlich‹, durch soziale Mechanismen der Einschließung/Ausschließung und ideologische Rituale der Initiation abgrenzen. Allgemein gilt, »dass die Organisation und die Erhaltung der Grenze zwischen innen und außen für das Lebendige die Grundoperation seiner Selbsterhaltung ist« (List 2001). – Die Ausdrücke ›i‹ und ›a‹ befestigen – wie die anderen polaren Metaphern – ihre ›Selbstverständlichkeit‹ dadurch, dass sie tautologisch als Negation ihrer Negation auftreten: die »falschen Evidenzen«, die sie erzeugen, »sind von der Art, dass das Äußere nicht innen ist und umgekehrt« (Haug 1985).
  
-Der [[a:Alltagsverstand]] enthält eine Fülle von [[e:Erfahrung|Erfahrungen]], die diese Topik bestätigen. Die Warenästhetik fügt die i/a-Spaltung den [[g:Gebrauchswert|Gebrauchswerten]] zu, so dass »im gewöhnlichen Leben jeder Shopkeeper sehr wohl zwischen Dem zu unterscheiden weiß, was Jemand zu sein vorgibt, und dem, was er wirklich ist« (Marx/Engels). In dieser Sphäre ist die Vorstellung zuhause, dass das Wesentliche in einem Ding drinsteckt, wobei man nicht in die Dinge hineinblicken kann. »Außen hui / innen pfui.« Außen ist die Verpackung, das ästhetische [[g:Gebrauchswertversprechen]], innen der Inhalt, die wahren Zutaten, das wirkliche Wesen. Wie die Waren, so die Menschen: »Immer nur Lächeln […]. Doch wie’s da drin aussieht, geht keinen was an.« (//Land des Lächelns//) Die »Präsentation des Selbst im [[a:Alltag|Alltags]]leben« mit ihrem »impression management« (Goffman 1959) besitzt im Grenzregime zwischen innen und außen ihr wichtigstes Instrument. Der Alltagsverstand kann hier eine Gegenerfahrung zum Mythos des intensiven Innern gewinnen, mag doch, wie Brecht notiert, das [[i:Individuum]] »nach außen hin als [[e:Einheit]] auftreten und ist darum doch eine mehr oder minder kampfdurchtobte Vielheit« (...).+Der [[a:Alltagsverstand]] enthält eine Fülle von [[e:Erfahrung|Erfahrungen]], die diese Topik bestätigen. Die Warenästhetik fügt die i/a-Spaltung den [[g:Gebrauchswert|Gebrauchswerten]] zu, so dass »im gewöhnlichen Leben jeder Shopkeeper sehr wohl zwischen Dem zu unterscheiden weiß, was Jemand zu sein vorgibt, und dem, was er wirklich ist« (Marx/Engels). In dieser Sphäre ist die Vorstellung zuhause, dass das Wesentliche in einem Ding drinsteckt, wobei man nicht in die Dinge hineinblicken kann. »Außen hui / innen pfui.« Außen ist die Verpackung, das ästhetische [[g:Gebrauchswertversprechen]], innen der Inhalt, die wahren Zutaten, das wirkliche Wesen. Wie die Waren, so die Menschen: »Immer nur Lächeln […]. Doch wie’s da drin aussieht, geht keinen was an.« (//Land des Lächelns//) Die »Präsentation des Selbst im [[a:Alltag|Alltags]]leben« mit ihrem »impression management« (Goffman 1959) besitzt im Grenzregime zwischen innen und außen ihr wichtigstes Instrument. Der Alltagsverstand kann hier eine Gegenerfahrung zum <!--[-->[[m:Mythos|Mythos]]<!--]--> des intensiven Innern gewinnen, mag doch, wie Brecht notiert, das [[i:Individuum]] »nach außen hin als [[e:Einheit]] auftreten und ist darum doch eine mehr oder minder kampfdurchtobte Vielheit« (...).
  
 Auch bei Marx und im Marxismus spielt diese fast allgegenwärtige topische Metaphorik, oft in Verbindung mit den Metaphern »Schale/Kern« und »Oberfläche/Tiefe«, eine wichtige Rolle, wie sich etwa an der Rede vom »inneren Zusammenhang« der kapitalistischen Produktion ablesen lässt. Dabei wird indes der <!--[-->[[m:Metapher|metaphorische]]<!--]--> Charakter oft vergessen und seine verführerisch-selbstverständliche Evidenz für die Sache selbst genommen. »Aber die Metapher rächt sich stets; sie wird im Gebrauch unversehens aus einem regulativen zu einem spekulativen Gerät; und der Weisheitsschluss ist oft, dass der Staat eine Pflanze und die Pflanze ein Staat ist – kurz: dass die Metaphern und Metaphernfelder einfach ausgetauscht werden.« (Anders 2001) Magnetisch ziehen die Vorstellungen des ›Innen‹ und des ›Wesens‹ einander an und schießen zusammen mit dem I/A einer Organisation und ihrer Umwelt, sowie dem innerorganisatorischen I/A der Eingeweihtheit und der Nähe zum <!--[-->[[m:Macht|Macht]]<!--]-->zentrum. In dieser Gefahr schweben beständig auch emanzipatorische Bewegungen. In dem Maße, in dem sie ihr erliegen, spaltet sich herrschaftskritische Theorie auf in esoterische und exoterische Versionen und schlägt (wie der <!--[-->[[m:Marxismus-Leninismus|ML]]<!--]-->) womöglich um in ideologische [[h:Herrschaft|Herrschafts]]reproduktion.  Auch bei Marx und im Marxismus spielt diese fast allgegenwärtige topische Metaphorik, oft in Verbindung mit den Metaphern »Schale/Kern« und »Oberfläche/Tiefe«, eine wichtige Rolle, wie sich etwa an der Rede vom »inneren Zusammenhang« der kapitalistischen Produktion ablesen lässt. Dabei wird indes der <!--[-->[[m:Metapher|metaphorische]]<!--]--> Charakter oft vergessen und seine verführerisch-selbstverständliche Evidenz für die Sache selbst genommen. »Aber die Metapher rächt sich stets; sie wird im Gebrauch unversehens aus einem regulativen zu einem spekulativen Gerät; und der Weisheitsschluss ist oft, dass der Staat eine Pflanze und die Pflanze ein Staat ist – kurz: dass die Metaphern und Metaphernfelder einfach ausgetauscht werden.« (Anders 2001) Magnetisch ziehen die Vorstellungen des ›Innen‹ und des ›Wesens‹ einander an und schießen zusammen mit dem I/A einer Organisation und ihrer Umwelt, sowie dem innerorganisatorischen I/A der Eingeweihtheit und der Nähe zum <!--[-->[[m:Macht|Macht]]<!--]-->zentrum. In dieser Gefahr schweben beständig auch emanzipatorische Bewegungen. In dem Maße, in dem sie ihr erliegen, spaltet sich herrschaftskritische Theorie auf in esoterische und exoterische Versionen und schlägt (wie der <!--[-->[[m:Marxismus-Leninismus|ML]]<!--]-->) womöglich um in ideologische [[h:Herrschaft|Herrschafts]]reproduktion. 
    
  
-➫ [[a:Abbild]],  [[a:Ausdruck]], [[b:Bewußtsein]],  [[c:Camera obscura]],  [[e:Erinnerung]],  [[e:Erkenntnistheorie]], [[e:Erscheinung, Erscheinungsform|Erscheinung/Erscheinungsform]],  [[e:esoterisch/exoterisch]],  [[e:Evidenz]], [[f:falsches Bewusstsein]],  [[f:Feuerbach-Thesen]],  [[f:fremd, Fremdheit|fremd/Fremdheit]], [[g:Geisteswissenschaften]],  [[g:Genozid]],  [[h:Haus]],  [[h:Historisches/Logisches]], [[i:Ideologietheorie]],  [[i:Ideologiekritik]],  [[i:Ideologietheorie]],  [[i:immateriell]], [[i:Innenwelt/Außenwelt]],  [[i:Innerlichkeit]],  [[l:logische Methode]], [[m:Metapher]],  Mythos,  Oberfläche,  Philosophie der Praxis,  Rassismus,  Schein,  sichtbar/unsichtbar,  Subjekt-Objekt, Standpunkt,  Vermittlung,  Vernunft,  von außen,  Warenästhetik, Widerspiegelung +➫ [[a:Abbild]],  [[a:Ausdruck]], [[b:Bewußtsein]],  [[c:Camera obscura]],  [[e:Erinnerung]],  [[e:Erkenntnistheorie]], [[e:Erscheinung, Erscheinungsform|Erscheinung/Erscheinungsform]],  [[e:esoterisch/exoterisch]],  [[e:Evidenz]], [[f:falsches Bewusstsein]],  [[f:Feuerbach-Thesen]],  [[f:fremd, Fremdheit|fremd/Fremdheit]], [[g:Geisteswissenschaften]],  [[g:Genozid]],  [[h:Haus]],  [[h:Historisches/Logisches]], [[i:Ideologietheorie]],  [[i:Ideologiekritik]],  [[i:Ideologietheorie]],  [[i:immateriell]], [[i:Innenwelt/Außenwelt]],  [[i:Innerlichkeit]],  [[l:logische Methode]], [[m:Metapher]],  [[m:Mythos]],  Oberfläche,  Philosophie der Praxis,  Rassismus,  Schein,  sichtbar/unsichtbar,  Subjekt-Objekt, Standpunkt,  Vermittlung,  Vernunft,  von außen,  Warenästhetik, Widerspiegelung 
    
  

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i/innen_aussen.1521442629.txt.gz · Zuletzt geändert: 2018/03/19 07:57 von flo     Nach oben
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