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g:gerechtigkeit [2024/02/17 10:07]
christian
g:gerechtigkeit [2024/02/17 10:08] (aktuell)
christian
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-I. //Biblische Tradition//. – Die Forderung nach G ist für soziale Bewegungen ebenso selbstverständlich, wie sie theoretisch umstritten ist. In den alltäglichen Kämpfen um Überleben und Lebensqualität sind es v.a. die Erfahrungen von Unrecht, die Menschen dazu bewegen, Widerstand zu leisten. Hier können die unmittelbaren [[h:Hoffnung|Hoffnungen]] auf Wiedergutmachung, auf Beseitigung von Ungerechtigkeit und Wiederherstellung des Rechts den Ausgangspunkt für die Herausbildung eines umfassenderen Verlangens nach G als Inbegriff einer neuen, von Unterdrückung, [[a:Ausbeutung]] und Ausschließung befreiten Gesellschaft bilden. Bei diesem »Hunger und Durst nach G« (...) setzen aber auch <!--[-->[[m:Moral|Moral]]<!--]-->isten und Demagogen an, die die G von den Kämpfen ablösen und in einen abstrakten, ›ewigen‹ Wert verwandeln, dessen Verwirklichung von oben erwartet wird. Vor allem gegen eine solche Ideologisierung richtet sich die Polemik von Marx und Engels (...). Die Frage ist, wie eine solche notwendige [[i:Ideologiekritik]] sich verständigen kann mit den Versuchen, das utopischkritische Potenzial der in Alltagserfahrungen verwurzelten G-Vorstellungen fruchtbar zu machen.+I. //Biblische Tradition//. – Die Forderung nach G ist für soziale Bewegungen ebenso selbstverständlich, wie sie theoretisch umstritten ist. In den alltäglichen Kämpfen um Überleben und Lebensqualität sind es v.a. die Erfahrungen von Unrecht, die Menschen dazu bewegen, Widerstand zu leisten. Hier können die unmittelbaren [[h:Hoffnung|Hoffnungen]] auf Wiedergutmachung, auf Beseitigung von Ungerechtigkeit und Wiederherstellung des Rechts den Ausgangspunkt für die Herausbildung eines umfassenderen Verlangens nach G als Inbegriff einer neuen, von Unterdrückung, [[a:Ausbeutung]] und Ausschließung befreiten Gesellschaft bilden. Bei diesem »Hunger und Durst nach G« (...) setzen aber auch Moralisten und Demagogen an, die die G von den Kämpfen ablösen und in einen abstrakten, ›ewigen‹ Wert verwandeln, dessen Verwirklichung von oben erwartet wird. Vor allem gegen eine solche Ideologisierung richtet sich die Polemik von Marx und Engels (...). Die Frage ist, wie eine solche notwendige [[i:Ideologiekritik]] sich verständigen kann mit den Versuchen, das utopischkritische Potenzial der in Alltagserfahrungen verwurzelten G-Vorstellungen fruchtbar zu machen.
  
 Obwohl sich die sozialen Bewegungen nicht nur in Europa, sondern in allen ›christianisierten‹ Teilen der Welt immer wieder auf biblische G-Vorstellungen berufen haben, sind gerade diese im Marxismus kaum ausgewertet worden. Marx hat trotz seiner an die Propheten erinnernden <!--[-->[[m:Mammon|Mammon]]<!--]-->- und <!--[-->[[m:Moloch|Moloch]]<!--]-->-<!--[-->[[k:Kritik|Kritik]]<!--]--> hinsichtlich des G-Begriffs keine positiven Anknüpfungspunkte in der biblischen Tradition gesehen. Dies mag auch damit zusammenhängen, dass er in der Hitze der Auseinandersetzung mit religiösen Kommunisten wie Weitling und Hess dazu neigte, die Bezugnahme auf religiöses [[e:Erbe]] als Hindernis für eine illusionslose Gesellschaftsanalyse zu betrachten. Die Möglichkeit einer Rückbeziehung auf eine gemeinsame Hoffnungstradition wurde nicht in Erwägung gezogen. Mit Abstrichen gilt dies aber auch für Ernst Bloch, der in anderer Hinsicht die biblischen Schriften sehr wohl zu beerben wusste. Ansätze für einen G-Begriff von unten sieht er nur im <!--[-->[[n:Naturrecht|Naturrecht]]<!--]--> der Sekten mit ihrer »sozialrevolutionären Lust zum Urstand« (GA 6), nicht aber im Alten Testament, dessen G-Begriff er unter dem Einfluss von Marcion nur als despotisch-patriarchalischen versteht (...). Er selbst gerät in die Nähe eines biblischen G-Verständnisses, wenn er in den »Heimzahlungsbildern des Jüngsten Gerichts« den Ansatz einer »wirklichen G« sieht, die sich als eine »von unten« gegen die »wesenhafte Ungerechtigkeit« der vergeltenden und austeilenden G wendet (...). Obwohl sich die sozialen Bewegungen nicht nur in Europa, sondern in allen ›christianisierten‹ Teilen der Welt immer wieder auf biblische G-Vorstellungen berufen haben, sind gerade diese im Marxismus kaum ausgewertet worden. Marx hat trotz seiner an die Propheten erinnernden <!--[-->[[m:Mammon|Mammon]]<!--]-->- und <!--[-->[[m:Moloch|Moloch]]<!--]-->-<!--[-->[[k:Kritik|Kritik]]<!--]--> hinsichtlich des G-Begriffs keine positiven Anknüpfungspunkte in der biblischen Tradition gesehen. Dies mag auch damit zusammenhängen, dass er in der Hitze der Auseinandersetzung mit religiösen Kommunisten wie Weitling und Hess dazu neigte, die Bezugnahme auf religiöses [[e:Erbe]] als Hindernis für eine illusionslose Gesellschaftsanalyse zu betrachten. Die Möglichkeit einer Rückbeziehung auf eine gemeinsame Hoffnungstradition wurde nicht in Erwägung gezogen. Mit Abstrichen gilt dies aber auch für Ernst Bloch, der in anderer Hinsicht die biblischen Schriften sehr wohl zu beerben wusste. Ansätze für einen G-Begriff von unten sieht er nur im <!--[-->[[n:Naturrecht|Naturrecht]]<!--]--> der Sekten mit ihrer »sozialrevolutionären Lust zum Urstand« (GA 6), nicht aber im Alten Testament, dessen G-Begriff er unter dem Einfluss von Marcion nur als despotisch-patriarchalischen versteht (...). Er selbst gerät in die Nähe eines biblischen G-Verständnisses, wenn er in den »Heimzahlungsbildern des Jüngsten Gerichts« den Ansatz einer »wirklichen G« sieht, die sich als eine »von unten« gegen die »wesenhafte Ungerechtigkeit« der vergeltenden und austeilenden G wendet (...).

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g/gerechtigkeit.txt · Zuletzt geändert: 2024/02/17 10:08 von christian     Nach oben
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