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Der lat. Begriff //alienatio//, für den sowohl E als auch [[e:Entfremdung]] und Veräußerung als Äquivalente fungieren, bezeichnet zunächst die Übertragung bzw. den Verkauf von [[e:Eigentum]]. In naturrechtlichen Vertragstheorien, etwa bei Rousseau, meint er zusätzlich die – unter Umständen revidierbare – Übertragung der Rechte des Einzelnen an die [[g:Gemeinschaft]] (»l’aliénation totale de chaque associé avec tous ses droits à toute la communauté«, //Contrat Social, //I.6). Neben diesem »Denkmodell der E von Rechten und ihrer Wiederaneignung in der Revolution« (Röttgers 1972) wird für die idealistische Fassung von E wichtig, dass das deutsche Wort im Gegensatz zu den romanischen Äquivalenten einen Übergang von [[i:innen/außen|innen nach außen]] besagt. Dank seiner Nähe zu »Äußerung« kann es so – ähnlich wie das italienische //esprimere //– sowohl für den [[a:Ausdruck]] von Gefühlen und Gedanken als auch für einen Akt des Hervorbringens stehen. Das ermöglicht seine Assoziation mit Begriffen wie »Heraussetzen« (als »Selbstvergegenständlichung«), aber auch »Entleerung« und »Verausgabung« oder »Veräußerlichung«. Gegen die Überlegung, dass E dazu den wertneutralen Mittelbegriff hergeben könnte (vgl. Garaudy 1962; Lange 1980), spricht die Assoziation mit Verzicht, die etwa der protestantische Sprachgebrauch verdeutlicht: In Luthers Übersetzung von Philipper 2.5-7 »entäußerte« Jesus, der vormals »in göttlicher [[g:Gestalt]] war, [...] sich selbst und nahm Knechtsgestalt an« (im griechischen Urtext steht ἑαυτὸν ἐκένωσεν, von κενόω, entleeren, ausleeren) – die Vulgata übersetzt mit »semetipsum exinanivit«, von //exinanire//, »ausleeren«, »ausrauben«); hier wird der Entsagungsakt zum Persönlichkeitsideal erhoben: »Ein jeder sei« in Sachen E »gesinnt, wie Jesus Christus auch war«. [...] | Der lat. Begriff //alienatio//, für den sowohl E als auch [[e:Entfremdung]] und Veräußerung als Äquivalente fungieren, bezeichnet zunächst die Übertragung bzw. den Verkauf von [[e:Eigentum]]. In naturrechtlichen Vertragstheorien, etwa bei Rousseau, meint er zusätzlich die – unter Umständen revidierbare – Übertragung der Rechte des Einzelnen an die [[g:Gemeinschaft]] (»l’aliénation totale de chaque associé avec tous ses droits à toute la communauté«, //Contrat Social, //I.6). Neben diesem »Denkmodell der E von Rechten und ihrer Wiederaneignung in der Revolution« (Röttgers 1972) wird für die idealistische Fassung von E wichtig, dass das deutsche Wort im Gegensatz zu den romanischen Äquivalenten einen Übergang von [[i:innen/außen|innen nach außen]] besagt. Dank seiner Nähe zu »Äußerung« kann es so – ähnlich wie das italienische //esprimere //– sowohl für den [[a:Ausdruck]] von Gefühlen und Gedanken als auch für einen Akt des Hervorbringens stehen. Das ermöglicht seine Assoziation mit Begriffen wie »Heraussetzen« (als »Selbstvergegenständlichung«), aber auch »Entleerung« und »Verausgabung« oder »Veräußerlichung«. Gegen die Überlegung, dass E dazu den wertneutralen Mittelbegriff hergeben könnte (vgl. Garaudy 1962; Lange 1980), spricht die Assoziation mit Verzicht, die etwa der protestantische Sprachgebrauch verdeutlicht: In Luthers Übersetzung von Philipper 2.5-7 »entäußerte« Jesus, der vormals »in göttlicher [[g:Gestalt]] war, [...] sich selbst und nahm Knechtsgestalt an« (im griechischen Urtext steht ἑαυτὸν ἐκένωσεν, von κενόω, entleeren, ausleeren) – die Vulgata übersetzt mit »semetipsum exinanivit«, von //exinanire//, »ausleeren«, »ausrauben«); hier wird der Entsagungsakt zum Persönlichkeitsideal erhoben: »Ein jeder sei« in Sachen E »gesinnt, wie Jesus Christus auch war«. [...] | ||
- | Wenn Marx den Begriff E im //Kapital// nicht mehr verwendet, liegt das wohl vor allem an dessen idealistischer Vorbelastung; dennoch ist der präzise Sinn, den er in den //Gr// erhalten hat, in den Analysen des [[f:Fetischcharakter der Ware|Fetischcharakters der Ware]] und der Produktion des Mehrwerts (sowie der Rückbeziehung aller Bewegungsformen kapitalistischer Wirtschaft darauf) weiterhin präsent. | + | Wenn Marx den Begriff E im //Kapital// nicht mehr verwendet, liegt das wohl vor allem an dessen idealistischer Vorbelastung; dennoch ist der präzise Sinn, den er in den //Gr// erhalten hat, in den Analysen des [[f:Fetischcharakter der Ware|Fetischcharakters der Ware]] und der Produktion des <!--[-->[[m:Mehrwert|Mehrwerts]]<!--]--> (sowie der Rückbeziehung aller Bewegungsformen kapitalistischer Wirtschaft darauf) weiterhin präsent. |
- | ➫ [[a:abstrakte Arbeit]], [[a:allgemeine Arbeit]], [[a:Aneignung]], [[a:Anerkennung]], [[a:Arbeit]], [[a:Aufhebung]], [[a:Ausdruck]], [[b:Besitz/Eigentum]], [[b:Bewußtsein]], [[d:Dialektik]], [[e:Entfremdung]], [[e:Erinnerung]], [[e:Erscheinung, Erscheinungsform|Erscheinung]], [[e:Existenz]], [[f:Freiheit]], [[g:Geist]], [[g:Gesellschaftsvertrag]], [[h:Hegelianismus]], [[h:Hegel-Kritik]], [[i:Ich]], [[i:innen/außen]], lebendige Arbeit, Materialismus, Mehrwert, Privateigentum, Revolution, Subjekt, Subjekt-Objekt, Totalität, Verdinglichung, Vergegenständlichung, Vermittlung, Vertrag, Wesen/Erscheinung | + | ➫ [[a:abstrakte Arbeit]], [[a:allgemeine Arbeit]], [[a:Aneignung]], [[a:Anerkennung]], [[a:Arbeit]], [[a:Aufhebung]], [[a:Ausdruck]], [[b:Besitz/Eigentum]], [[b:Bewußtsein]], [[d:Dialektik]], [[e:Entfremdung]], [[e:Erinnerung]], [[e:Erscheinung, Erscheinungsform|Erscheinung]], [[e:Existenz]], [[f:Freiheit]], [[g:Geist]], [[g:Gesellschaftsvertrag]], [[h:Hegelianismus]], [[h:Hegel-Kritik]], [[i:Ich]], [[i:Idealismus/Materialismus]], [[i:innen/außen]], <!--[-->[[l:lebendige Arbeit|lebendige Arbeit]]<!--]-->, [[m:Mehrwert]], Privateigentum, Revolution, Subjekt, Subjekt-Objekt, Totalität, Verdinglichung, Vergegenständlichung, Vermittlung, Vertrag, Wesen/Erscheinung |
- | [[http://www.inkrit.de/e_sx.php?id=700|{{artikel_per_email.jpg}}]] | + | [[http://www.inkrit.de/e_sx.php?id=700|{{:artikel_per_email.jpg}}]] |