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fikr tadaḫḫulī. – E: intervening thought. – F: pensée | fikr tadaḫḫulī. – E: intervening thought. – F: pensée | ||
intervenante. – R: rešajuščee myschlenie. – S: pensamiento de | intervenante. – R: rešajuščee myschlenie. – S: pensamiento de | ||
- | intervención. – C: jieru de sikao | + | intervención. – C: jieru de sikao 介入的思考 |
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- | Nach Wizisla (1992) stammt der Begriff eD »aus Gesprächen zwischen Benjamin und Brecht. Es ist nicht zu eruieren, wer von beiden ihn geprägt hat.« Fixiert hat ihn zuerst Brecht im //Entwurf zu einer Zeitschrift »Kritische Blätter« //von 1929: »Sie muss das Bild einer [[f:Fabrik]] in Tätigkeit gewähren. [...] Sie verficht und erläutert den Grundsatz, dass die üblichen [[g:Gefühle, Emotionen|Gefühle]] der Sympathie oder Antipathie zu <!--[-->[[k:Kunstwerk|Kunstwerk]]<!--]-->en, die allemal auf einen Geschmack hinauslaufen, ›über den sich nicht streiten lässt‹, gar keinen Wert haben und dass auch ein Urteil keinen Wert hat, das nicht formuliert und fordernd ist. Sie lehrt also ›eD‹.« (...) Zu den hier umgesetzten Einflüssen mag Tretjakows Unterscheidung zwischen dem operierenden und dem informierenden Schriftsteller gehören, die Benjamin darauf zuspitzt, dass jener »nicht den Zuschauer zu spielen, sondern aktiv einzugreifen« hat (//Der Autor als Produzent//). | + | Nach Wizisla (1992) stammt der Begriff eD »aus Gesprächen zwischen Benjamin und Brecht. Es ist nicht zu eruieren, wer von beiden ihn geprägt hat.« Fixiert hat ihn zuerst Brecht im //Entwurf zu einer Zeitschrift »Kritische Blätter«// von 1929: »Sie muss das Bild einer [[f:Fabrik]] in Tätigkeit gewähren. [...] Sie verficht und erläutert den Grundsatz, dass die üblichen [[g:Gefühle, Emotionen|Gefühle]] der Sympathie oder Antipathie zu [[k:Kunstwerk|Kunstwerken]], die allemal auf einen Geschmack hinauslaufen, ›über den sich nicht streiten lässt‹, gar keinen Wert haben und dass auch ein Urteil keinen Wert hat, das nicht formuliert und fordernd ist. Sie lehrt also ›eD‹.« (...) Zu den hier umgesetzten Einflüssen mag Tretjakows Unterscheidung zwischen dem operierenden und dem informierenden Schriftsteller gehören, die Benjamin darauf zuspitzt, dass jener »nicht den Zuschauer zu spielen, sondern aktiv einzugreifen« hat (//Der Autor als Produzent//). |
- | Unter marxistischem Denken will Brecht eD verstanden wissen (vgl. GA 22.2; GW 16), nicht Weltanschauung. Ka-meh, seine Marx-Figur im //Me-ti//, umschreibt er als »der eingreifend Denkende« (...) – im Gegensatz zu Mannheims »freischwebenden [[i:Intellektuelle]]n«. ED meint bei Brecht ein Denken, das sich im Blick aufs <!--[-->[[a:Antagonismus|antagonistisch]]<!--]-->e Feld der Klassenverhältnisse, worin ›[[g:geistige und körperliche Arbeit|Kopfarbeit]]‹ situiert ist, und in der Perspektive ihrer Überwindung in die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen einmischt. Diesen Anspruch formuliert Marx in //ThF 11//: »Die Philosophen haben die Welt nur verschieden //interpretiert//, es kömmt drauf an, sie zu //verändern//« (...). Eine aktionistische Vulgarisierung dieses Gedankens – dass etwa das Denken (einschließlich des Interpretierens) aufgegeben werden soll zugunsten irgendeiner unmittelbaren ›Praxis‹ – würde jedoch die Auffassung von Marx ebenso verfehlen wie Brechts eD. »ED ist nicht nur in Wirtschaft eingreifendes Denken, sondern vor allem in Hinblick auf Wirtschaft in Denken eingreifendes Denken« (vgl. Ruoff 1976; Fahrenbach 1986). | + | Unter marxistischem Denken will Brecht eD verstanden wissen (vgl. GA 22.2; GW 16), nicht Weltanschauung. Ka-meh, seine Marx-Figur im //Me-ti//, umschreibt er als »der eingreifend Denkende« (...) – im Gegensatz zu Mannheims »freischwebenden [[i:intellektuelle|Intellektuellen]]«. ED meint bei Brecht ein Denken, das sich im Blick aufs [[a:Antagonismus|antagonistische]] Feld der Klassenverhältnisse, worin ›[[g:geistige und körperliche Arbeit|Kopfarbeit]]‹ situiert ist, und in der Perspektive ihrer Überwindung in die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen einmischt. Diesen Anspruch formuliert Marx in //ThF 11//: »Die Philosophen haben die Welt nur verschieden //interpretiert//, es kömmt drauf an, sie zu //verändern//« (...). Eine aktionistische Vulgarisierung dieses Gedankens – dass etwa das Denken (einschließlich des Interpretierens) aufgegeben werden soll zugunsten irgendeiner unmittelbaren ›Praxis‹ – würde jedoch die Auffassung von Marx ebenso verfehlen wie Brechts eD. »ED ist nicht nur in Wirtschaft eingreifendes Denken, sondern vor allem in Hinblick auf Wirtschaft in Denken eingreifendes Denken« (vgl. Ruoff 1976; Fahrenbach 1986). |