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d:denken [2015/05/07 13:02]
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d:denken [2024/03/02 19:28] (aktuell)
christian
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 Das Wort D (bzw. //Gedanke//), das zum ältesten Bestand der deutschen Sprache gehört, hat im Althochdeutschen eine umfassende Bedeutung: //gidank// bezeichnet (wie auch das griechische νοῦς) »das gesamte denkende, wissende und empfindende Selbst« (//Trübners Deutsches Wörterbuch//, Stichwort »Gedanke«), was sich z.B. in Wortbildungen wie //Dank// oder //Andacht// zeigt. Das trifft auch für den heutigen Bedeutungshorizont des Wortes D zu. Es oszilliert zwischen einem personalen, emotional beteiligten Innesein (denken-an) und einem zweckrationalen, quasi rechnenden Problemlösen. Das Wort D (bzw. //Gedanke//), das zum ältesten Bestand der deutschen Sprache gehört, hat im Althochdeutschen eine umfassende Bedeutung: //gidank// bezeichnet (wie auch das griechische νοῦς) »das gesamte denkende, wissende und empfindende Selbst« (//Trübners Deutsches Wörterbuch//, Stichwort »Gedanke«), was sich z.B. in Wortbildungen wie //Dank// oder //Andacht// zeigt. Das trifft auch für den heutigen Bedeutungshorizont des Wortes D zu. Es oszilliert zwischen einem personalen, emotional beteiligten Innesein (denken-an) und einem zweckrationalen, quasi rechnenden Problemlösen.
  
-Am Anfang der neuzeitlichen Philosophie steht das //cogito// (Ich denke) des Descartes. Diesem schwebt eine wunderbare Wissenschaft vor, eine //mathesis universalis//, die die Welt nach Maß und Zahl erfaßt und sie damit beherrschbar macht. Schon in seiner Frühschrift, den //Regeln zur Ausrichtung der Erkenntniskraft// (1628/29), konzipiert er das //methodische,// regelgeleitete D, das die Welt nach //Problemen// strukturiert, die schrittweise präzisiert und letztlich mathematisch gelöst werden können. Die tradierte und bis in die heutige Zeit verbreitete Auffassung, daß das D in enger Verbindung mit der (formalen) Logik stehe, fügt sich hier ein (ungeachtet dessen, daß Descartes die ihm vorliegende scholastische Logik als steril ansah; //Discours de la methode,// 1637, 2.6). Die neue Wissenschaft konnte von Descartes nur unter der Annahme zweier im Wesen getrennter Substanzen konzipiert werden: //res cogitans//, [[g:Geist]] oder D, und //res extensa//, die durch ihre Ausgedehntheit charakterisierbare Materie, wobei er die letztere, mithin die Natur, da sie bewußtlos und streng gesetzlich determiniert ist, nach dem Paradigma der Maschine (v.a. des Uhrwerks) auffaßt. [...]+Am Anfang der neuzeitlichen Philosophie steht das //cogito// (Ich denke) des Descartes. Diesem schwebt eine wunderbare Wissenschaft vor, eine //mathesis universalis//, die die Welt nach Maß und Zahl erfaßt und sie damit beherrschbar macht. Schon in seiner Frühschrift, den //Regeln zur Ausrichtung der Erkenntniskraft// (1628/29), konzipiert er das //[[m:Methode|methodische]]//regelgeleitete D, das die Welt nach //Problemen// strukturiert, die schrittweise präzisiert und letztlich mathematisch gelöst werden können. Die tradierte und bis in die heutige Zeit verbreitete Auffassung, daß das D in enger Verbindung mit der (formalen) Logik stehe, fügt sich hier ein (ungeachtet dessen, daß Descartes die ihm vorliegende scholastische Logik als steril ansah; //Discours de la methode//1637, 2.6). Die neue Wissenschaft konnte von Descartes nur unter der Annahme zweier im Wesen getrennter Substanzen konzipiert werden: //res cogitans//, [[g:Geist]] oder D, und //res extensa//, die durch ihre Ausgedehntheit charakterisierbare Materie, wobei er die letztere, mithin die [[n:Natur]], da sie bewusstlos und streng gesetzlich determiniert ist, nach dem Paradigma der Maschine (v.a. des Uhrwerks) auffasst. [...]
  
-Nach der von Marx und Engels vollzogenen Wende von Feuerbachs anthropologischem Materialismus zu einer //historischen// Wissenschaft stellt sich nunmehr das Problem, das D aus der //Tätigkeit,// d.h. der Umgestaltung der Natur zu begreifen. D ist in dieser Sicht nicht schlicht ein Prozess der durch die Natur determinierten Erkenntnis, sondern sowohl Voraussetzung als auch Produkt der //[[a:Arbeit]].// +Nach der von Marx und Engels vollzogenen Wende von Feuerbachs anthropologischem Materialismus zu einer //historischen// Wissenschaft stellt sich nunmehr das Problem, das D aus der //Tätigkeit//d.h. der Umgestaltung der [[n:Natur]] zu begreifen. D ist in dieser Sicht nicht schlicht ein Prozess der durch die Natur determinierten [[e:Erkenntnis]], sondern sowohl Voraussetzung als auch Produkt der //[[a:Arbeit]].// 
    
  
-➫ [[a:Abbild]], [[a:abstrakt/konkret]],  [[a:Analyse/Synthese]],  [[a:anschauender Materialismus]], [[a:Antizipation]],  [[a:Arbeit]],  [[a:Arbeitsteilung]],  [[a:Artikulation, Gliederung|Artikulation/Gliederung]],  [[b:Bedeutung]], [[b:Begriff]],  [[b:Bewußtsein]],  [[d:Determinismus]],  [[d:Dialektik]],  [[e:eingreifendes Denken]], [[e:Epistemologie]],  [[e:Erkenntnistheorie]],  [[f:funktional-historische Analyse]], [[g:Genesis]],  [[k:Kooperation]],  <!--[-->[[k:Kritische Psychologie|Kritische Psychologie]]<!--]-->,  <!--[-->[[k:Kulturhistorische Schule]]<!--]-->,  Kybernetik mechanischer Materialismus,  Methode, Problematik,  Sprache,  Subjekt,  Tätigkeit,  Technik,  Unbewusstes, Utopie,  Vergegenständlichung,  Wechselwirkung,  Widerspiegelung, Widerspruch,  Wissenschaft,  Zeichen +➫ [[a:Abbild]], [[a:abstrakt/konkret]],  [[a:Analyse/Synthese]],  [[a:anschauender Materialismus]], [[a:Antizipation]],  [[a:Arbeit]],  [[a:Arbeitsteilung]],  [[a:Artikulation, Gliederung|Artikulation/Gliederung]],  [[b:Bedeutung]], [[b:Begriff]],  [[b:Bewußtsein]],  [[d:Determinismus]],  [[d:Dialektik]],  [[e:eingreifendes Denken]], [[e:Epistemologie]],  [[e:Erkenntnistheorie]],  [[f:funktional-historische Analyse]], [[g:Genesis]],  [[k:Kooperation]],  <!--[-->[[k:Kritische Psychologie|Kritische Psychologie]]<!--]-->,  <!--[-->[[k:Kulturhistorische Schule]]<!--]-->, [[m:Materialismus, mechanischer|Materialismus (mechanischer)]][[m:Methode]], Problematik,  Sprache,  Subjekt,  Tätigkeit,  Technik,  Unbewusstes, Utopie,  Vergegenständlichung,  Wechselwirkung,  Widerspiegelung, Widerspruch,  Wissenschaft,  Zeichen 
    
  
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d/denken.txt · Zuletzt geändert: 2024/03/02 19:28 von christian     Nach oben
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