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-Antonio Labriola erklärt 1896 in seinen »Präliminarien« über [[h:historischer Materialismus|historischen Materialismus]]: »Unsere Lehre hat den Blickwinkel jeder Ideologie ein für allemal überwunden.« Von ihrem Gründungsimpuls her vollzog sie den Bruch mit Ideologie, freilich nicht wie Napoleon, der in Gestalt der »[[i:Ideologe]]n«, die er als intellektuelle »Windbeutel« anprangerte, störende Einmischungen in seine Diktatur verfolgte, etwa wo sie sein Arrangement mit der katholischen [[k:Kirche]] kritisierten (vgl. Head 1985 u. Haug 1993). – Im Theoriekapitel der //DI// verdichtet Marx im Ideologie-Begriff zwei Bedeutungen: verkehrte Repräsentation der gesellschaftlichen Wirklichkeit und [[h:Herrschaft]]sreproduktion. Das gesamte marxsche Projekt einer herrschaftskritischen Gesellschaftsanalyse muss sich in diesem Doppelsinn als aller Ideologie entgegengesetzt begreifen. Es sind keine Aussagen von Marx und Engels bekannt, die so deutbar wären, dass es ihnen nur um eine Auswechslung des Gehalts in den ideologischen Formen gegangen wäre. Es ging um die [[a:Aufhebung]] dieser Formen selbst im Zuge der Aufhebung der Klassengesellschaft und ihrer Reproduktionsformen. Aller ›orthodoxe‹ Marxismus müsste insofern »antiideologisch //per definitionem//« (Muñoz 1978) sein.+Antonio Labriola erklärt 1896 in seinen »Präliminarien« über [[h:historischer Materialismus|historischen Materialismus]]: »Unsere Lehre hat den Blickwinkel jeder Ideologie ein für allemal überwunden.« Von ihrem Gründungsimpuls her vollzog sie den Bruch mit Ideologie, freilich nicht wie Napoleon, der in Gestalt der »Ideologen«, die er als intellektuelle »Windbeutel« anprangerte, störende Einmischungen in seine Diktatur verfolgte, etwa wo sie sein Arrangement mit der katholischen [[k:Kirche]] kritisierten (vgl. Head 1985 u. Haug 1993). – Im Theoriekapitel der //DI// verdichtet Marx im Ideologie-Begriff zwei Bedeutungen: verkehrte Repräsentation der gesellschaftlichen Wirklichkeit und Herrschaftsreproduktion. Das gesamte marxsche Projekt einer herrschaftskritischen Gesellschaftsanalyse muss sich in diesem Doppelsinn als aller Ideologie entgegengesetzt begreifen. Es sind keine Aussagen von Marx und Engels bekannt, die so deutbar wären, dass es ihnen nur um eine Auswechslung des Gehalts in den ideologischen Formen gegangen wäre. Es ging um die [[a:Aufhebung]] dieser Formen selbst im Zuge der Aufhebung der Klassengesellschaft und ihrer Reproduktionsformen. Aller ›orthodoxe‹ Marxismus müsste insofern »antiideologisch //per definitionem//« (Muñoz 1978) sein.
  
 Doch bereits bei der Gründungsversammlung der II. Internationale im Juli 1889 spricht Plechanow von »unseren revolutionären //Ideologen//« (//Erbe//). Und nicht nur in der russischen Tradition kehrt sich in der Folge das Selbstverständnis des Marxismus um: die meisten seiner parteioffiziellen Vertreter (Otto Bauer nicht anders als Lenin) werden die marxistische Theorie als Ideologie fassen.  Doch bereits bei der Gründungsversammlung der II. Internationale im Juli 1889 spricht Plechanow von »unseren revolutionären //Ideologen//« (//Erbe//). Und nicht nur in der russischen Tradition kehrt sich in der Folge das Selbstverständnis des Marxismus um: die meisten seiner parteioffiziellen Vertreter (Otto Bauer nicht anders als Lenin) werden die marxistische Theorie als Ideologie fassen. 

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